Kürzlich hat die Archäologin Sabine Ladstätter nach 14 Jahren die Leitung der traditionsreichen Grabungen in der antiken Stadt Ephesos (Türkei) an Martin Steskal (50) übergeben. In einer Aussendung freute sich die „Wissenschaftlerin des Jahres 2011“, sich „ab sofort wieder meiner Leidenschaft, der Keramikforschung, zu widmen“. Dafür blieb der gebürtigen Kärntnerin keine Gelegenheit mehr: Die renommierte Forscherin ist nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 55 Jahren gestorben.
Die Tochter des ehemaligen Landtagsabgeordneten Fritz Schretter und seiner Frau Elfriede Schretter, die seit einem Schulausflug auf den Magdalensberg Archäologin werden wollte, studierte in Graz und Wien „Klassische Archäologie“ und „Alte Geschichte“, erforschte bereits als Studentin die slawischen Wurzeln ihres Heimatlandes und nahm seit 1996 jährlich an den Grabungen in Ephesos teil. Bereits 2007 hätte sie an der asiatischen Ägäisküste die Leitung übernehmen sollen, aber die gebürtige Klagenfurterin musste erst den türkischen Kulturminister von ihren Fähigkeiten und ihrer untadeligen Weltanschauung überzeugen.
Nachdem sie im Jahr 2009 zur neuen Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts ernannt worden war – als erste Frau an der Spitze – wurde sie 2010 schließlich auch Ausgrabungsleiterin in der Türkei: „Ephesos war ein zentraler Ort der Menschheitsgeschichte. Das betrifft zum Beispiel die Religions- und Geistesgeschichte. Man darf nicht vergessen, dass die Stadt – eine der größten im Römischen Reich – neben ihren bedeutenden heidnischen Heiligtümern ein zentraler Ort des Christentums und des Islams war. Es gibt keinen zweiten Ort, an dem Österreicher arbeiten, der nur annähernd diese Bedeutung hat“, sagte sie einmal. Unter ihrer Leitung wurden spektakuläre Funde gemacht, so wurde 2022 ein frühbyzantinisches Stadtviertel freigelegt.
Während der Pandemie hat Ladstätter statt in Ephesos auf dem Hemmaberg in Kärnten, über den sie einst ihre Dissertation geschrieben hat, Grabungsarbeiten durchgeführt. Aber auch in die Neugestaltung des kärnten.museum hat sich die Mutter einer Tochter eingebracht und zuletzt dem Kuratorium des Museums angehört. In einem Interview mit der Kleinen Zeitung sagte Ladstätter, die 2013 mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Kärnten gewürdigt wurde: „Mein archäologisches Herz ist am Hemmaberg geblieben, mit meinem Gehirn bin ich nach Ephesos gegangen.“ An beiden Orten hinterlässt die Archäologin bedeutende Spuren.