Mit einer außergewöhnlichen musikalischen Collage bespielte Rebecca Saunders bis Ende April gerade den „tresor“ des Bank Austria Kunstforum in Wien: Bei „Rockaby“ sorgten 200 Spieluhren ihrer Sammlung für einen mehrstimmigen Klangraum, den auch die Besucher mitgestalten konnten. Die in Berlin lebende britische Komponistin wurde heuer auch für ihr Lebenswerk mit dem Goldenen Löwen bei der Biennale Musica 2024 in Venedig ausgezeichnet. Auf Vorschlag von Musik-Biennale-Direktorin Lucia Ronchetti hat das Biennale-Direktorium außerdem dem seit 44 Jahren bestehenden deutschen „Ensemble Modern“ den Silbernen Löwe zuerkannt. Verliehen werden die Auszeichnungen beim 68. Internationalen Festival Zeitgenössischer Musik , welches vom 26. September bis 11. Oktober 2024 in Venedig stattfindet. Zur Eröffnung wird das „Ensemble Modern“ im Teatro La Fenice gemeinsam mit dem Fenice-Orchester Saunders´ Komposition „Wound“ aufführen, zwei Tage später im Teatro Piccolo Arsenale ihr Werk „Scull“. Rebecca Saunders gilt als herausragende zeitgenössische Komponistin. Im Musikverein Wien steht sie im Fokus der laufenden Saison.
In der Laudatio der Biennale Musica wird sie für die „Raffinesse ihrer Forschung und ihrer kompositorischen Absichten, für die Aufmerksamkeit, die sie dem klanglichen Mikrokosmos widmet, für ihre Fähigkeit, einen privaten Hörbereich im Hörer zu schaffen, einen intimen inneren akustischen Raum, der das klangliche Imaginäre entwickelt und verstärkt“, gewürdigt. Das seit 1980 bestehende Orchester Ensemble Modern mit 18 Musikerinnen und Musikern aus Belgien, Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Indien, Japan, der Schweiz und den USA, versteht sich als „basisdemokratisch organisierter Klangkörper“. Es gehört zu den weltweit bekanntesten Formationen für zeitgenössische Musik.
Adolf Winkler