„Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben, bewahret Sie!“ Diese Worte von Friedrich Schiller stehen in goldenen Buchstaben im Foyer des Stadttheaters und geben so etwas wie den roten Faden für das Programm der kommenden Saison vor, das sich gegen antidemokratische Strömungen in der Gesellschaft stellen und auf der Bühne erzählen will, „wie der Mensch sein Menschsein bewahren kann“, sagt Intendant Aron Stiehl. Dafür hat er ein Programm zusammengestellt, das neben der gesellschaftspolitischen Dimension auch auf eine andere, wichtige Funktion des Theaters setzt: „Wir machen Sie staunen!“, lautet das Motto für 2024/25: „Das ist es, was Theater will: staunen machen, teilen, berühren, inspirieren, zusammenbringen und Räume öffnen, in denen Menschen zueinander finden und zu sich selbst.“
Nach drei Saisoneröffnungen mit jeweils einem Teil von Richard Wagners „Ring“ gibt es das noch ausstehende „Rheingold“ allerdings nicht am Anfang der Spielzeit, sondern damit wird im Mai 2025 der Schlusspunkt hinter die großen Bühnenproduktionen gesetzt – es wird auch die letzte Oper sein, bei der Chefdirigent Nicholas Milton am Pult steht, bevor er sich im Juni 2025 mit dem Galakonzert verabschieden und wieder ganz seinen Tätigkeiten als Chefdirigent des Göttinger Symphonieorchesters sowie des Willoughby Symphony Orchestra (Sydney) widmen wird. Derzeit ist das Stadttheater auf der Suche nach einer neuen musikalischen Leitung, bis Ende Juni soll in Abstimmung mit dem Kärntner Symphonieorchester die Nachfolge geregelt sein.
Auch die Eröffnungsproduktion wird Nicholas Milton leiten, und zwar Puccinis Opernkrimi „Tosca“. Im Vorjahr wurde der Kärntner Gerd Kühr mit dem Österreichischen Staatspreis gewürdigt, das Stadttheater zeigt ab Oktober seine Oper „Stallerhof“. Auf die Bühne gebracht wird das Stück rund um eine geistig beeinträchtigte Bauerntochter, die vom Knecht missbraucht wird, von einem hauseigenen Team, nämlich Sophie Springer (Regie), Tom Stingl (Bühne) und Bettina Breitenecker (Kostüme). Überhaupt ist es Aron Stiehl ein Anliegen, die „Künstler am Haus“ verstärkt ins Rampenlicht zu holen. So wird Hannah Eisendle, aktuell Korrepetitorin am Stadttheater, die musikalische Leitung des Musicals „Sister Act“ übernehmen. Und Tanzfans dürfen sich auf die Rückkehr der Performing Academy Wien freuen, die 2021 mit „Carmina Burana/Feuervogel“ begeisterte und sich der Musik von Gershwin und Bernstein widmen wird.
Die Schauspielsaison startet mit einer bereits legendären Produktion des Wiener Volkstheaters: Andrea Eckert spielt in der „Meisterklasse“ die Operndiva Maria Callas. Fragen nach dem „Wahnsinn, den wir vielleicht alle haben“, stellt dann die Komödie „Mein Freund Harvey“ in der Inszenierung der Kärntner Regisseurin Mira Stadler. Im wahrsten Sinn des Wortes „klassisch“ wird es im Februar mit Goethes „Iphigenie auf Tauris“ und auch Uraufführungen wird es wieder geben: So kehrt Noam Brusilovsky, dessen Aufarbeitung des Franz-Wurst-Falls („Nicht sehen“) mit einem Nestroy gewürdigt wurde, für das Projekt „QUEERinthia“ zurück. Ausgehend von einem Volksfest wird er über Homosexuelle und weitere queere Minderheiten nachdenken (ab April). Und Büchner-Preisträger Josef Winkler hat für das Stadttheater das Stück „Ich bei Tag und Nacht in der Konditorei Patisserie ,Chaim Soutine´“ geschrieben, uraufgeführt wird es mit Anne Bennent in der Hauptrolle im Mai 2025 im Atrium des kärnten.museums.
Auch Tanz wird es wieder geben: Für „Dance Episodes“ kehrt die Performing Academy Wien („Carmina Burana/Feuervogel“ 2021) zurück und wird zu Musik von Gershwin, Bernstein & Co. performen (ab Februar). Für junge und junggebliebene Besucher gibt es mit Michael Endes „Momo“ einen Klassiker auf der großen Bühne, in Koproduktion mit dem Theater Kukukk außerdem „Die Nibelungen“ als Roadmovie sowie „Miss Sonnenschein und Mister Glücklich“ für die jüngsten Besucher. In der Reihe „Statt Theater“ werden unter anderem Stermann & Grissemann Texte von Loriot lesen (22. September) und Bühnengrößen wie Karl Markovics, Julia Stemberger und Katharina Straßer sich den Wiener Kultfiguren Gerhard Bronner und Georg Kreisler widmen (1. Dezember). Und das Kärntner Sinfonieorchester lädt zu vier Konzerten, darunter unter dem Motto „An evening at the Oscars“ zu einem Abend mit Filmmusik (19. Dezember).
Wie sehr das Kärntner Publikum das Haus schätzt, zeigen die Auslastung von aktuell über 85 Prozent und steigenden Abozahlen (aktuell 3333 Abonnenten, dazu 446 Abonnenten der KSO-Konzerte). Auch die „Freunde des Stadttheaters“ zählten bereits über 300 Unterstützer des Hauses. Als kleines Dankeschön an das Publikum gibt es auch heuer wieder zum Beginn der Spielzeit ein zweitägiges Theaterfest: Unter dem Motto „Hereinspaziert!“ wird im September nicht nur ein buntes Programm geboten, sondern man kann auch hinter die Kulissen des Betriebs schauen.