Einst wollte sie selbst Opernsängerin werden: „Im Alter von 15 Jahren war das mein großer Traum“, erzählt Christina Scherrer. Aufgewachsen am Land „im tiefsten Mühlviertel“, zog es sie aber an die MusicalTheatreAcademy in Puchenau bei Linz und bald in Richtung Schauspiel. Die Liebe zur Oper ist aber geblieben – und fließt nun in ihr neues Programm ein, das sie gemeinsam mit dem Kärntner „ensemble minui“ entwickelt hat: In „Tatort Oper“ tummeln sich bekannte Figuren wie Scarpia („Tosca“), Eugen („Eugen Onegin“) oder die Feldmarschallin („Rosenkavalier“) im heutigen Wien mit ihren Problemen und Gelüsten – und bald ist jemand tot.
Die Idee zu dem Projekt hatte Stefan Potzmann, Klarinettist im Kärntner Sinfonieorchester und Mastermind des „ensemble minui“, das sich darauf spezialisiert hat, große Opernwerke in reduzierter Fassung zu spielen – die Arrangements dafür brachten Potzmann unter anderem 2020 eine Nominierung für den deutschen Opus Klassik in der Kategorie „Komponist des Jahres“ ein (für die erste CD „Act I“). Christina Scherrer war von der Idee einer Zusammenarbeit sofort begeistert, weil „man hier ein neues Format machen kann, das die Oper mit Krimi und Komödie verbindet“, erzählt die Schauspielerin.
Sie bringt selbst ordentlich Krimi-Erfahrung mit, ist sie doch mit „Tatorten“ bestens vertraut: Seit 2017 spielt sie neben Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser die Kriminalassistentin Meret Schande, gerade hat die 36-Jährige ihren neunten „Tatort“ abgedreht. Der wird zwar erst kommendes Jahr ausgestrahlt, ist aber „einer der spannendsten Tatorte der letzten Jahre“, ist Scherrer überzeugt. Für Drehbuch und Regie zeichnete Rupert Henning verantwortlich, der gebürtige Klagenfurter hat die Figur der Meret Schande einst sogar erfunden: „Für meinen ersten Tatort hat er mir die Rolle auf den Leib geschneidert. Jetzt freut es mich, dass er die Figur bei meinem neunten Fall auf ein neues Level gehoben hat.“
Dabei war schon ihr Auftritt im Anfang März ausgestrahlten Fall „Dein Verlust“ eher ungewöhnlich: Scherrer war darin mit Babybauch zu sehen – und zwar mit echtem: „Für die Produzenten ist das ein großes Risiko, deshalb kommt das sehr selten vor. Aber Regisseurin Katharina Mückstein hat gesagt: ,Warum net, andere Frauen hakeln ja auch.´“ Ihre Tochter ist mittlerweile elf Monate alt und hält die Mama ordentlich auf Trab, bald stehen aber schon die Dreharbeiten für ihren zehnten „Tatort“ an.
Dazwischen gibt es noch mehrere Auftritte mit dem „ensemble minui“ in Österreich und Deutschland. Und auch künftig will Christina Scherrer mehr musikalische Projekte machen, denn die Schnittstelle zwischen Theater und Musik liegt ihr sehr am Herzen. Und wenn schon nicht Opernsängerin mit großem Orchester, dann zumindest Opernerzählerin mit kleinem, aber groß aufspielenden Ensemble.