Im Juli wird in der Salzburger „Bachmann Edition“ der Band „Senza Casa“ erscheinen. Die autobiografischen Skizzen und Tagebucheintragungen von Ingeborg Bachmann drehen sich dabei um das Vagabundieren zwischen vielen Orten und Sprachen: „Alle sind längst heimgegangen. Aber man kann ja nicht heimgehen“, heißt es da einmal. Denn eine klassische „Heimat“ hat es für die Dichterin nicht gegeben. Immerhin: In das Haus der Familie in der Klagenfurter Henselstraße, wo sie während ihrer Schulzeit bis zur Matura gelebt hat, ist sie immer wieder zurückkehrt, etwa für Weihnachtsfeste.

Im Jahr 2021 wurde es bekanntlich mithilfe der Kärntner Privatstiftung aus dem Besitz der Familie angekauft und Stadt Klagenfurt und Land Kärnten übergeben, der Nachlass umfasst auch die Bibliothek der Autorin, Mobiliar, Hausrat, Schreibmaschinen, Kleidung, Schmuck und das, was das Projektteam „Hausfundstücke“ nennt. Dieser Bestand wird das Herzstück der Ausstellung bilden: „Der Aufbau ist modular. Verschiedene Stationen bilden einen Rundgang im Erdgeschoss. Das erste Obergeschoss und das Dachgeschoss sind Sonderthemen gewidmet, Themenmodule bilden jeweils den Angelpunkt zwischen Biografie, Literatur und Aspekten aus Zeitgeschichte, Politik, Philosophie und Gesellschaft“, erklärt Wolfgang Giegler, Mitglied im kuratorischen Team.

Nur das Erdgeschoss wird barrierefrei sein, für alle, die die steilen Stiegen im Haus nicht bewältigen, wird es einen „virtuellen Zwilling“ geben: „Man kann mittels 3D-Darstellung vom Vestibül aus die Erlebnisräume in den oberen Geschossen besuchen und dabei in Originalmöbeln von Ingeborg Bachmann sitzen“, so Giegler. Für dieses Vestibül mit Veranstaltungsraum wird übrigens der Zubau aus den 1980er-Jahren abgetragen, der Haupteingang befindet sich dann auf der Rückseite des Hauses vom Laubenweg aus. „Der Vorgarten wird möglichst originalgetreu bepflanzt und bildet mit der Fassade die historische Erinnerungsansicht“, sagt Katharina Herzmansky, die Literaturexpertin der Landeskulturabteilung wird das Bachmann-Haus auch nach der Eröffnung wissenschaftlich und kuratorisch betreuen. Für den Betrieb, darunter die Museumspädagogik, wird künftig das kärnten.museum sorgen: „Wir wollen das Haus donnerstags bis samstags beziehungsweise auf Nachfrage öffnen“, kündigt Direktor Wolfgang Muchitsch an.

Katharina Herzmansky wird das Bachmann-Haus auch nach der Eröffnung kuratorisch betreuen
Katharina Herzmansky wird das Bachmann-Haus auch nach der Eröffnung kuratorisch betreuen © Privat

Eröffnet werden soll das Museum als Begegnungs- und Veranstaltungsort im Juni 2025 zu den „Tagen der deutschsprachigen Literatur“, aber schon heuer im Juni soll es im Rahmen eines Nachbarschaftsfestes einen ersten Einblick in das Haus geben, das derzeit vom Keller bis zum Dach saniert und adaptiert werden muss. Letzten Dezember hat das Land Kärnten dafür rund 700.000 Euro beschlossen, die Stadt Klagenfurt, bekanntlich finanziell in Nöten, hat ihren Beitrag mit 120.000 Euro gedeckelt – ursprünglich war man noch von Kosten von 240.000 Euro ausgegangen.

Das Interesse vor allem der Fachwelt sei jedenfalls jetzt schon groß, man bekomme bereits Anfragen. Und schon jetzt stehen bei Konzeption und Umsetzung namhafte Bachmann-Forscher beratend zur Seite, darunter Bachmann-Biograf Hans Höller oder Irene Fußl von der Bachmann-Forschungsstelle der Universität Salzburg. Und auch erste Leihgaben hat man bereits zur Verfügung gestellt: Ende April wird im Literaturhaus München die große Ausstellung zu Ingeborg Bachmann eröffnet, die bereits im Literaturmuseum Wien zu sehen war und nun um einige Exponate aus Klagenfurt ergänzt wird. Zum 100. Geburtstag der Dichterin im Jahr 2026 wird die Schau dann auch ins kärnten.museum kommen.