Bis zum Schluss verrät die sympathisch böhmakelnde Kellnerin Jana (Alexandra-Maria Timmel) nicht, was es ist: das Schöne, das sie entdeckt hat. Und den beiden älteren Herren in der Gaststube fehlt offensichtlich die Phantasie um draufzukommen. Es ist ein trauriger Befund, den Peter Turrini in seinem Stück „Bis nächsten Freitag“ seiner Generation ausstellt, ein bei aller Situationskomik melancholischer Abgesang.

Die einstigen Schulkameraden treffen einander jeden Freitag bei Leberknödelsuppe und tschechischem Bier. Dabei frischen sie Jugenderinnerungen auf. Der Romanistik-Dozent Werner Hahn (herrlich überheblich: Andreas Patton) ist offenbar immer noch so von sich überzeugt wie als Schüler, der Buchhändler Richard Nowak (in sich zusammengesunken: Florentin Groll) weinerlich und defensiv auch als Erwachsener. Sie plaudern über Pandemie und Politik, haken Themen vom Gendern bis zur Digitalisierung wie auf einer To-do-Liste ab und hören nur beiläufig zu, wenn die Kellnerin von ihrem Leben als Pendlerin zwischen Stockerau und Znaim erzählt.

Bald werden die ideologischen Unterschiede zwischen den beiden alternden Männern sichtbar. Nichts ist vor dem Zorn und Spott des frustrierten Akademikers sicher, der sich mit Genuss politisch unkorrekt gibt („Quotentussi“, „Lieblingsneger“), während der Buchhändler, der einst in seinem Geschäft Flüchtlinge versteckt hat, vor allem Angst vor dem Alleinsein und Alpträumen hat. Bald bröckelt die Fassade aus Altherrenwitzen und Kulturpessimismus und das wöchentliche Mittagessen wird zum Seelen-Striptease für den von seiner Freundin verlassenen Buchhändler und den rechtslastigen Dozenten, der mit seiner Krebserkrankung herausrückt. Als die beiden unter zunehmendem Alkoholeinfluss torkelnd zu Boden gehen, ist von männlicher Überheblichkeit nichts mehr zu spüren.

„Bis nächsten Freitag“
„Bis nächsten Freitag“ © Patrick Connor Klopf / patrickco

Während bei der Uraufführung des Stückes im Theater in der Josefstadt kleinwüchsige Darsteller das Abdriften in surrealistische Traumszenen verkörperten, ließ sich Regisseurin Mercedes Echerer für ihre behutsame Inszenierung einen Spielleiter einfallen (Martin Marion). Mit einer aufklappbaren Koffer-Bühne läutet er einzelne Szenen ein und bespricht sich zwischendurch mit den Nebendarstellerinnen. Wie Clowns kostümiert sind er und Estha-Maria Sackl (die auch das „taubstumme“ Peterchen gibt) Braut und Bräutigam einer buchstäblich phantastischen Hochzeitsgesellschaft. Am Ende ist der Buchhändler verschwunden, und der Dozent tanzt einen Totentanz. „Das Schöne“ haben sie nicht entdeckt.

Peter Turrini, der heuer 80 Jahre alt wird, hat auch mit diesem Auftragswerk seine Liebe zu den Menschen, die Sympathie für seine Figuren festgeschrieben. „Bis nächsten Freitag“ hat starke Rollen zu bieten, die Villacher Inszenierung braucht den Vergleich nicht zu scheuen. Mit Erwin Steinhauer als Buchhändler und Herbert Föttinger als Akademiker ist das Stück auch in Wien noch zu sehen.