Viel geschieht nicht im neuen Buch des Schweizer Erfolgsschriftstellers Alex Capus (Léon und Louise, Königskinder, Susanna). Wie eine Anleitung zu Gelassenheit liest sich der schmale Band „Das kleine Haus am Sonnenhang“ und die Leserin fragt sich: Ist das ein autobiografischer Roman, eine Satire? Oder bloß ein nostalgisches Erinnerungsbuch? Es ist wohl alles zugleich und zusätzlich noch ein Nachdenken über das Schreiben und eine Selbstreflexion als Schriftsteller.

Zu einer Zeit, als man die Seitenfenster der Autos noch per Hand herunterkurbelte, Handys noch so gut wie unbekannt waren und in den Bars noch geraucht wurde, kauft der Erzähler ein kleines Haus im Piemont, um dort seinen ersten Roman zu schreiben. Hier verbringt er mit seiner heutigen Frau einige Sommer, trifft sich mit den Einheimischen im Dorf, schreibt auf seiner kleinen mechanischen Schreibmaschine und isst immer das Gleiche: Spaghetti al aglio, olio e peperoncini. Und wenn es Pizza ist, dann stets eine Fiorentina, was seine Gefährtin, die immer eine neue ausprobiert, nicht verstehen kann. „Ich will mich in meiner Bar zu Hause fühlen, deshalb muss dort immer alles gleich bleiben. Es soll alles bleiben, wie es ist, das gibt mir ein Gefühl von Ruhe, Sicherheit und Beständigkeit.“ Es sind kleine, leichthändig entworfene Alltagsgeschichten, die Capus im Plauderton erzählt, Geschichten vom Diebstahl des Opferstock-Geldes oder vom Kauf eines Ofens, vom Siebenschläfer, der unter dem Dach einen Steptanz aufführt und vom ersten Schnee im ausklingenden Herbst.

Alex Capus: Das kleine Haus am Sonnenhang. Hanser, 160 Seiten, 23.50 Euro
Alex Capus: Das kleine Haus am Sonnenhang. Hanser, 160 Seiten, 23.50 Euro © Hanser

Die Selbstcharakterisierung des Autors klingt kokett, dennoch nimmt man es ihm sofort ab, wenn er sagt: „Ich suche nie nach literarischem Stoff: nicht in der Kneipe und auch sonst nirgendwo. Ich bin froh, wenn der Stoff mich in Ruhe lässt.“ Sein legendärer Verleger Daniel Keel habe ihm einmal gesagt, es sei nicht von Bedeutung was er schreibe, sondern nur wie er schreibe, erinnert sich Capus einmal. Und das ist es: Wie er schreibt, macht für die Gefolgschaft des Schweizers das große Lesevergnügen aus. Auch in diesem sympathisch undefinierbaren Büchlein.