Mozart war ein großes Kind, ein von seinen Impulsen geleitetes Unikum, über alle Maßen begabt, ein dickköpfiger Schwärmer, ganz und gar nicht gemacht für das glatte gesellschaftliche Parkett seiner Zeit. Hilflos den Intrigen am Kaiserhof ausgesetzt, musste er auf allen Linien scheitern. Von den Hofschranzen unterdrückt, von den Machthabern geringgeschätzt, von seinem größten Widersacher letztlich ermordet. So zumindest geht die Fabel von „Amadeus“, dem Theaterstück von Peter Shaffer. Durch seine Verfilmung von 1984 ein Welterfolg, der ein Bild des Komponisten popularisierte, das ebenso einleuchtend wie falsch ist. Shaffer hat die Figur banalisiert, und doch ist sein Stück so geschickt gemacht, dass es immer Vergnügen bereitet. „Amadeus“ ist unterhaltsam, ein Well-Made-Play mit dankbaren Hauptrollen, ideales Futter fürs Stadttheater, eine Tragikomödie über die Mittelmäßigkeit, weil ihr eigentlicher Protagonist Mozarts Gegenspieler Antonio Salieri ist. Sona MacDonald gibt im Salzburger Landestheater nun diesen so mittel talentierten Ränkeschmied, dessen Neid auf den Gottbegnadeten ihn bis zum Mord treibt. Aaron Röll als Amadeus verleiht dem genialen Punk so viel Leidenschaft, dass er MacDonald in so mancher Szene aussticht – was durchaus das Verhältnis der beiden Figuren zueinander widerspiegelt. Die Eifersucht des vertrockneten, enttäuschten und selbstmitleidigen alten weißen Mannes schaut gegen das unverblümt Lebendige des jungen Meisters einfach schlecht aus – auch wenn Salieri sicher mehr Identifikationspotenzial bietet. Regisseur Andreas Gergen macht aus Shaffers Fantasieduell das Erwartbare: Er erzählt es brav, aber gekonnt nach.