Wer noch alte Schmalfilmaufnahmen aus den 1920er- bis 1990er-Jahre im Keller oder auf dem Dachboden lagert, kann sie im kommenden Jahr vom Filmarchiv Austria digital archivieren und kostenfrei auf USB-Sticks speichern lassen. „Kärnten privat“ nennt sich ein spannendes Gemeinschaftsprojekt von Filmarchiv, kärnten.museum und Kärntner Privatstiftung, das gestern im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert wurde.
Sie lagern in Dosen und Kisten, ständig in Gefahr zu verschimmeln oder anders beschädigt zu werden und werden oft gar nicht mehr hervorgeholt, weil die entsprechenden Projektoren fehlen: Auf privaten Schmalfilmen (in den Formaten Normal 8, Super 8, 9,5 mm und 16 mm) sind Familienfeiern und Volksfeste, Urlaubserinnerungen, Sportereignisse oder zeitgeschichtlich wichtige politische Momente festgehalten, sind „visualisierte oral history“, wie es Landeshauptmann Peter Kaiser nennt. Via Kärntner Privatstiftung fördert das Land das Projekt mit 202.000 Euro.
Unsichbares Filmerbe
Filmische Selbstzeugnisse aus den Kellern Kärntner Familien bilden das bisher unsichtbare Filmerbe, ein „kollektives visuelles Gedächtnis des Landes“, wie es Ernst Kieninger, Direktor des Filmarchiv Austria bezeichnete, der durch den Suchaufruf „Kärnten privat“ an die „Zehntausende Filmrollen“ erwartet. Die Ergebnisse nach gleichartigen Aktionen im Burgenland, in Salzburg, Niederösterreich und in der Steiermark stimmen ihn zuversichtlich. Ab sofort bis 30. September 2024 können sich Interessenten mit ihren analogen Schmalfilmen melden.
Nach Terminvereinbarung werden die Filme in einer von neun Abgabestellen quer durchs Land von Museen und Kulturvereinen entgegengenommen. Anschließend werden sie digitalisiert und archiviert. Entscheidet man sich für eine Schenkung des Filmmaterials an das Filmarchiv Austria, wird es in Spezialdepots der „Nationalbibliothek der Laufbilder“ (Kieninger) eingelagert. Auch wenn man die analogen Filme nach der Digitalisierung wieder zurück haben will, werden sie kostenfrei digitalisiert und auf USB-Sticks den Eigentümern übergeben.
Neues Kärntenbild
„Wir sind gespannt, welches neue Kärntenbild sich so ergeben wird“, meinte ORF Landesdirektorin Karin Bernhard, die für 2025 ein Österreichbild mit den Ergebnissen des Digitalisierungsprojektes ankündigte. Die persönlichen Erinnerungen als Kulturgut langfristig zu bewahren, ist das Ziel dieser Sammelaktion, die durch die Zweisprachigkeit des Landes eine zusätzliche Dimension erhalten wird.
Infos: Tel. 0800 220 155 oder via www.kaernten-privat.at
Karin Waldner-Petutschnig