Wenn sie 65 Jahre alt geworden sind, werden Beamte bei uns vertrieben – in die Pension. Alle? Fast alle! Einer nicht. „Ich lasse mich nicht vertreiben!“, erklärt dieser eine Beamte stolz und selbstbewusst: Denn wenn er vertrieben wird, fällt die Stadt in ein Vakuum! Es ist nicht irgendein Beamter, sondern ausgerechnet der Magistratsdirektor, vor dem, wie es heißt, viele im Rathaus „Spundus“ haben, am meisten natürlich der Bürgermeister. Kaum sieht der Bürgermeister den Magistratsdirektor um die Ecke biegen, hat er auch schon den Notfallparagraphen im Kopf. Horror Vacui!
Magistratsdirektorüberstunden
Vom Magistratsdirektor heißt es auch, dass er sehr, sehr fleißig ist, was man schon daran erkennt, dass er sehr, sehr viele Überstunden macht, was man schon daran erkennt, dass sich die Stadt vor lauter Magistratsdirektorüberstunden seit vielen Jahren sonst nichts leisten kann, weder ein Hallenbad, noch das Wörtherseehotel, noch einen Flughafen mit Flugzeugen und nicht einmal eine anständige Straßenbeleuchtung. Lange war wegen des Amtsgeheimnisses nicht ganz klar, was der Magistratsdirektor in den vielen Überstunden eigentlich macht. Jetzt ist es aber dank der Recherchen eines Investigativjournalisten heraus: Der Magistratsdirektor führt im stillen Kämmerlein Mitarbeitergespräche, in denen es darum geht herauszufinden, welcher Beamte diesem Investigativjournalisten von den vielen Überstunden und den wahnwitzig hohen Monatsgehältern des Magistratsdirektors unter Umgehung des Amtsgeheimnisses und der Verschwiegenheitspflicht berichtet hat. Wünschenswert wäre es natürlich schon, wenn ein beamteter Rathausmitarbeiter den anderen denunziert, bevor er in Pension vertrieben oder suspendiert wird.
Der Bürgermeister wiederum hält sich in dieser Causa so bedeckt wie möglich, und zwar auf Anraten seines Büroleiters, vor dem wohl nicht so viele Spundus haben, der aber – eine ähnliche fleischgewordene Steuergeldvernichtungsfabrik – auch sehr, sehr fleißig ist und in seinen ebenso wahnwitzig hoch bezahlten Überstunden den Bürgermeister zum samstägigen Benediktinermarktbummel und auf den „Gaudepark“ und zur Starnacht am Wörthersee begleiten muss.
Hoffentlich fällt die Stadt bald in ein Vakuum.
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Egyd Gstättner