Wie es ist, an der ORF-Redaktionsspitze zu stehen, weiß Gabriele Waldner-Pammesberger bereits seit mehreren Monaten. Bisher zierte jedoch der Vorsatz „interimistisch“ ihre Berufsbezeichnung als ORF-Radiochefredakteurin. Dieser entfällt nun ebenso wie der Fokus auf Radio, ist die Journalistin doch nun ORF-Chefredakteurin für die multimedialen Fachressorts. Damit verantwortet sie u.a. Hintergrundberichterstattung, Investigativjournalismus und die Auslandskorrespondentenbüros.

Die gebürtige Kärntnerin stieg rasch nach ihrem Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien beim ORF ein. Ab 1996 betätigte sich die heute 54-Jährige im aktuellen Dienst der ORF-Radios, zwei Jahre später war sie bereits als Reporterin für die Ö1-Journale im Einsatz. 2002 übernahm sie als stv. Leiterin des Radio-Innenpolitikressorts erstmals Führungsverantwortung. Einem breiteren Publikum bekannt wurde sie wohl 2005 als sie begann, die monatliche Diskussionsrunde „Im Klartext!“ zu moderieren und als sie 2006 die ORF-„Sommergespräche“ führte. Auch als Moderatorin von „Im Zentrum“ (wenige Monate) und „Report“ (mehrere Jahre) profilierte sie sich.

Robert-Hochner-Preis

Ihr journalistischer Eifer blieb nicht unbemerkt. Sie wurde 2008 als erste Frau mit dem renommierten Robert-Hochner-Preis ausgezeichnet. Die Jury attestierte ihrer Arbeit „brandheiße Aktualität, Sorgfalt und sprachliche Brillanz“. Ihre (Radio-)Interviews seien glänzend vorbereitet, wobei sie während der Gespräche höflich, aber beharrlich vorgehe und alles in allem für die „notwendige Klarheit“ in der innenpolitischen Auseinandersetzung sorge.

Ende 2012 wurde Waldner-Pammesberger zur Ö1-Journalchefin und stv. Radioinfochefin bestellt. Fünf Jahre später erhielt sie die „Goldene Medienlöwin“ für ihr bisheriges Lebenswerk verliehen. Dabei sparte sie in ihrer Rede nicht mit Branchenkritik. „Wir sind keine politischen Akteure“, hielt sie fest und sprach damit vor allem das Geschehen in den sozialen Medien im damaligen Wahlkampf an. „Das Ego muss aus- und das Hirn eingeschaltet werden, wenn Journalisten posten“, appellierte sie an die Kollegenschaft, um letztlich die „wichtige Rolle im Gefüge der Demokratie“ wahrnehmen zu können.

2023 übernahm sie auf interimistischer Basis die ORF-Radiochefredaktion, nachdem Hannes Aigelsreiter zum ORF-Sport gewechselt war. Damit kennt sie den multimedialen ORF-Newsroom bereits aus der Führungsperspektive. Etwas Umstellung verlangt Waldner-Pammesberger ihre Ernennung als ORF-Chefredakteurin aber dennoch ab, fokussiert sie künftig doch nicht nur auf Radio, sondern alle Fachressorts und das multimedial.