Fünf Frauen und ein Thema: weibliche Selbstermächtigung. Dass es sinnlich wird in der szenischen Collage des Vitus Theaters verrät schon der Titel: In „Nackte Füße auf dunklem Samt“ loten fünf Darstellerinnen das Thema Frau-Sein aus. Bloßfüssig und in hautfarbenen Kostümen denken sie in 16 kurzen Kapiteln über Scham und Schuld, Sehnsüchte und Sex nach. Wie die feministische Truppe in der körperbetonten und kurzweiligen Regie von Monika Thomaschütz das macht, ist stilistisch abwechslungsreich zwischen griechischem Chor und gerapptem Poetry Slam angesiedelt, pendelt textlich zwischen Kalenderspruch und zarter Lyrik, bleibt immer authentisch. Zwar ist „alles bekannt, von Porno bis Blümchensex“, vom Femiziden über Kindesmissbrauch bis zu Influencerinnen in Sachen Körperwahn, doch die kurzen Geschichten berühren besonders durch ihre Empathie. Den stimmigen Soundtrack zu dieser Vermessung von Weiblichkeit bilden die Sängerin und Multiinstrumentalistin Corina Kuhs und die Cellistin Jana Thomaschütz, die in einer sorgsam choreografierten Szene auch ihr schauspielerisches Talent ausspielt.
Auch wenn viel von Sex geredet wird an diesem Abend, die Amateurtheaterproduktion mit intellektuellem Anspruch ist Welten entfernt von den sexistischen Schenkelklopfer-Schwänken, die landauf, landab so gerne gezeigt werden. Wer heute keine Gelegenheit mehr hat, sollte sich den 12. und 13. Jänner im Amthof Feldkirchen oder den 2. und 3. Februar im ke-Theater Klagenfurt vormerken. Da gastieren die Vitus-Damen wieder „auf dunklem Samt“
Karin Waldner-Petutschnig