Track 1: Kenny Chesney – Da Ruba Girl
Mit „Da Ruba Girl“ setzt der Country-Sänger seiner verstorbenen Pitbull-Hündin Ruby ein musikalisches Denkmal. Zu feinen Gitarrenklängen, die an Sonne und Leichtigkeit erinnern, singt er von der uneingeschränkten Liebe zwischen Hund und Herrchen. Da bekommen nicht nur Tierliebhaber feuchte Augen. (IH)
Track 2: Zach Bryan – Something In The Orange
Schön traurig ist auch Zach Bryans Hymne an die verlorene Liebe. Wenn der Singer-Songwriter aus Oklahoma wehmühtig gegen die Acoustic-Guitar und Harmonika ansingt, sorgt er für ein Wechselbad der Gefühle. Denn jeder Hoffnungsschimmer bei Sonnenaufgang erlischt bei Sonnenuntergang wieder. Seufz! (IH)
Track 3: Ashley McBryde – Brenda Put Your Bra On
Zum Schmunzeln hingegen ist Ashley McBrides „Brenda Put Your Bra On“. Besonders hörenswert ist die Acoustic-Variante. Mit viel Drive und einem Rhythmus, der an Garth Brooks „Papa Loves Mama“ erinnert, erzählt sie die Geschichte von zwei Freundinnen, einem Tumult in der Nachbarschaft und warum frau einen BH anziehen sollte. (IH)
Track 4: Miranda Lambert – Actin‘ Up
„Palmolino“, im April erschienen, ist nicht das beste Album von Country-Superstar und Grammy-Gewinnerin Miranda Lambert. Aber der Opener „Actin‘ up“ ist vom ersten Ton an fantastisch – und er zeigt, wie Lambert textlich und musikalisch Bekanntes in Eigenes verwandeln kann. Im Video gibt es die Wüste (sie reimt „Mojave“ auf „hotter than wasabi“), Lambert im Cowgirl-Outfit und mit weit ausgeschnittenem Oberteil. Zielgruppenbedienen. Aber vielleicht geht es um etwas anderes: „Senorita need to have a little fun!“ (CZ)
Track 5: Morgan Wade – Wilder Days (Acoustic)
Genauso blond und langhaarig wie Miranda Lambert, aber sonst ihr hochgeschlossenes Gegenteil. Morgan Wade aus Floyd, Virginia hatte im Vorjahr mit „Reckless“, ihrem zweiten Album, ihren künstlerischen Durchbruch – der amerikanische Rolling Stone wählte es zum besten Country-Album des Jahres. „Wilder Days“ ist der Opener. Heuer war sie nicht wahnsinnig produktiv, aber eine Fünf-Songs-Acoustic-Sessions-EP war trotzdem großartig. Dass ihr Song im sparsamen Arrangement noch intensiver ist, spricht für sich. Eine ganz eigene Stimme. Country? Alt-Country? Egal, gute Musik. (CZ)
Track 6: Blake Shelton – No Body
Oh mein Gott, der Vokuhila ist wieder da! Mit dem Song „No Body“ kehrt der Country-Sänger zu seinen Anfängen zurück und lässt die 1990er-Jahre (inklusiver langer Haarpracht) wieder aufleben. Ein Gute-Laune-Song mit Bier, Party und Linedance. Hier tanzen die Füße ganz von alleine. (IH)
Track 7: Plains, Waxahatchee, Jess Williamson – Problem With It
Einer der schönsten Songs des Jahres – der endlose Highway, die Wüste, der Staub. Aber verstaubt ist die Zusammenarbeit von drei großen Stimmen der gegenwärtigen (Americana-)Musik gar nicht. Das Nachdenken über eine Beziehung („If you can’t do better than that, babe, I got a problem with it“) endet nicht in Selbstzweifeln. Das dazugehörige Album „I Walked With You A Ways“ ist vom einfachen „Summer Sun“ bis zum langsamen, zurückhaltenden Titelsong gelungen. 31 schöne Minuten. Retro und zeitgemäß zugleich. (CZ)
Track 8: Wilco – Cruel Country
Der Titeltrack des neuen Wilco-Albums, der zweite von 22 hervorragenden Songs auf dieser erneuten Großtat von Jeff Tweedy & Co. „I love my country like a little boy/Red, white, and blue/I love my country, stupid and cruel/Red, white, and blue.“ Hurrapatriotismus geht anders, ein zeitgemäß-reflektiertes Amerika-Album aber genau so. Countryesk, schaumgebremst, melancholisch. Wilco beweist mit diesem zurückhaltenden – aber nur scheinbar einfachen und weniger experimentellen – Album einmal mehr, dass hier eine der größten Bands der Gegenwart zu uns spricht. (CZ)
Track 9: Big Thief – Change
Bereits im Februar erschien eines der Alben des Jahres, Big Thiefs „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“. Nicht nur ein langer Titel, mit 20 Songs und 80 Minuten Laufzeit auch ein langes Album. Allerdings eines, bei dem man keinen Song missen möchte. „Change“, der Opener, gibt den nur scheinbar einfachen Ton an, langsam, melodisch, philosophisch. „Change, like the sky/Like the leaves, like a butterfly/Death, like a door/To a place we’ve never been before“. (CZ)
Track 10: Taylor Swift – Anti-Hero (Acoustic Version)
„Folklore“ und „Evermore“, beide aus dem Jahr 2020, waren Taylor Swifts Abkehr vom Mädchen-Country-Pop ihrer Anfänge. Eine musikalische und inhaltliche Neuausrichtung, Corona-Alben, in der Quasi-Selbstisolation geschrieben und mit kleiner, aber trotzdem hochkarätiger Gästeliste eingespielt. Der heuer erschienene Nachfolger musste für alle, die Swift erst durch die beiden 2020er-Alben wirklich schätzen lernten, eine Enttäuschung sein. Pop für den Tanzboden, gut geschrieben, gut produziert, aber ohne die In-der-Ruhe-liegt-die-Kraft-Genialität der Vorgänger. Das gilt auch für „Anti-Hero“. Aber mit der starken akustischen Version darf man davon träumen, dass „Midnights“ kein Rückschritt, sondern ein Zwischenspiel auf dem Weg zu neuen Großtaten ist. „Sometimes I feel like everybody is a sexy baby/And I’m a monster on the hill.“ (CZ)
Track 11: Eros Ramazotti & Alejandro Sanz - Soy
Es muss nicht immer Country und der Sprung über den großen Teich sein. Denn wenn sich der italienische Superstar und der „spanischen Robbie Williams“ verbünden, muss man einfach hinhören. In der Ballade „Soy“ blicken Eros & Ale auf ihr Leben zurück und besingen den Glauben an das eigene Ich. Da wird der nächste Sommerurlaub gleich gebucht! (IH)
Track 12: Nockis – Da geht noch mehr
Auch nach 40 Jahren im Musikgeschäft weiß die erfolgreichste Schlagerband Österreichs: Da geht noch mehr! Eingänge Schlagermelodie mit einem Refrain, den man einfach mitsingen muss. Bonus: Das Video wurde zum Teil im Service-Center der Kleinen Zeitung in Klagenfurt gedreht. (IH)
Bonustrack: Slaid Cleaves – Through The Dark
Stellen Sie sich vor: Sie fahren mit jemandem, den Sie wirklich mögen, auf der nächtlichen Autobahn, und nachdem der letzte Ton der „Nockis“ verklungen ist, ist es still. Sie schweigen und fahren, und erst nach einiger Zeit merken sie, dass keine Musik mehr aus den Boxen kommt. Und dann beginnt plötzlich „Through The Dark“. Slaid Cleaves ist ein ewiger Geheimtipp. Und dass es auch schon ein paar Jahre her ist, dass er ein Album veröffentlicht hat („Ghost on the Car Radio“, 2017) hilft da auch nicht. Im November erschien immerhin ein neuer Song. 3:03 für Cleaves Verhältnisse eh ganz entspannte Minuten. Sie fahren gemeinsam weiter durch die Dunkelheit, und diese ist durch Slaid Cleaves ein bisschen heller geworden. Passt irgendwie zu Zeiten wie diesen. (CZ)
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