So mancher an Rockhistorie einigermaßen Interessierte bekommt womöglich feuchte Augen: David Gilmour, Gitarre und Stimme der Monumental-Rocker von Pink Floyd, löste seine private Gitarren-Kollektion auf. Beim Auktionshaus Christie's in New York kamen nun 120 seiner Sechs- und Viersaiter unter den Hammer. Diese waren zuvor in Schauräumen in London und Los Angeles mit beträchtlichem Publikumsinteresse ausgestellt worden.
Das Prunkstück, die "Black Strat", eine "Fender Stratocaster" von 1969, die der Brite 1970 kaufte und seitdem für fast alle seiner Aufnahmen einsetzte, erzielte 3.975.000 Dollar. In Worten: Drei-Millionen-Neunhundert-Fünfundsiebzig-Tausend. Zu hören ist die Gitarre auf den Alben "Dark Side of the Moon", "Wish You Were Here", "Animals" und "The Wall", zudem setzte der Musiker sie ausgiebig live ein. Das legendäre Solo von "Comfortably Numb" wurde ebenfalls mit der "Black Strat" eingespielt, sogar ein Buch zur Geschichte des Instruments gibt es.
Eine weiße "Fender Stratocaster" mit der Seriennummer "0001" von 1954, die bei der Aufnahme von "Another Brick in the Wall (Part 2) eingesetzt wurde, verlässt Christie's für über 1,8 Millionen Dollar. Eine "Gretsch White Penguin" aus dem Jahr 1958 erzielte 447.000, eine 1955-er "Gibson Goldtop Les Paul" spielte 447.000 Dollar ein. Und da war dann noch eine Martin D-35 von 1969 - jene Akustikgitarre, die Gilmour im Studio für die leiseren Töne seit Jahrzehnten einsetzte, kaum auf über eine Million Dollar. Sie übertraf damit eine Martin-Gitarre, die einst Eric Clapton versteigern ließ, klar.
Die Auktion sprenge alles bis gestern Dagewesene - Christie's sprach von Weltrekorden, die für die Versteigerung von Musikinstrumenten gebrochen wurden: Acht Stunden lang ritterten begeisterte Bieter aus 66 Ländern um die Preziosen, die insgesamt 21.490.750 US-Dollar erbrachten. Der 73-Jährige hatte von Beginn an festgehalten, dass der gesamte Erlös gespendet werde. Nun gab er bekannt, wofür: Die Millionen gehen an "ClientEarth", einer Organisation, die mit Forschern und Juristen an vielen Fronten gegen den Klimawandel kämpft. Gilmour ließ in einem kurzen Video wissen, dass diese Bedrohung insgesamt die größte für die Menschheit sei - und nannte explizit Greta Thunberg, Schwedens junge, unbeirrbare Klimakämpferin.
Bei den Fans löste die Versteigerung des Gilmourschen Tafelsilbers teils heftige Reaktionen aus: Auf der einen Seite regte sich Unverständnis, wie sich ein Musiker von solch historischen Instrumenten, die ihn über Jahrzehnte begleiteten, trennen kann. Auf der anderen Seite wuchs die Sorge, wonach die Versteigerung das Ende der musikalischen Karriere des Ausnahmegitarristen bedeuten könnte. Gilmour, für seine Fans so etwas wie ein Halbgott an den sechs Saiten, ließ mit typisch britischem Understatement wissen, dass er ja noch einige Gitarren besitze - und diese auch noch im Studio und auf den Konzertbühnen einzusetzen beabsichtige.
Immer wieder betonte, er, dass die Gitarren ihm zwar "wundervolle Freunde" waren und ihm viel Musik geschenkt haben, sie aber letztlich auch nur ersetzbares Handwerkszeug seien. Würde die Versteigerung viel Geld erbringen und auch andere Menschen gute Lieder schreiben lassen, sei die Mission erfüllt. Zumindest Ersteres gelang. Man darf indes davon ausgehen, dass die prunkvollsten Stücke künftig hinter Panzerglas in feudalen Eigenheimen ihre Heimat finden und nicht mehr gespielt werden.