Radiohead bringen ihre Alben gewissermaßen in Stanley-Kubrick-Frequenz (also circa zwei pro Jahrzehnt) heraus. Dazwischen ist also ausreichend Zeit, um sich Soloprojekten zu widmen. Gitarrist Jonny Greenwood machte sich ab seinem großartigen Soundtrack zu „There will be blood“ 2007 als Filmkomponist einen (weiteren) Namen. Nun folgt Thom Yorke.
Thom Yorke und Horror: es war abzusehen, dass diese Kombination wirkt. Der Soundtrack zum Horrorthriller „Suspiria“ war eine Spielwiese für den Klangtüftler, um entrische Soundflächen („The Inevitable Pull“) oder enervierendes Alpdrücken („Volk“) zu elaborieren.
Yorke fährt zur Beschallung des okkulten Films aber auch Geisterklaviere („Olga’s Destruction“) und archaische Kirchengesänge zwischen gregorianischem Choral und russischen Ostern („Sabbath Incantation“) auf. Und dazwischen platziert er Songskizzen, deren düster-süße Melancholie zu 100 Prozent nach Radiohead klingt, wie im Track "Suspirium":
Hier noch der Track "Unmade" aus dem Album:
Und noch der Trailer zum Okkult-Thriller "Suspira", einem Remake des Horrorklassikers von 1977:
Meine derzeitigen Top 5:
Dendemann, der Sprachvirtuose der Hamburger Hip-Hop-Szene, hat endlich sein neues Album fertig und fordert: "Keine Parolen". Eine bittere Gesellschaftsanalyse mit prominenten Zitat der Goldenen Zitronen am Ende.
Julia Holter hat das Album "Aviary" vorgelegt und zeigt sich darauf versponnen-poetisch wie eh und je.
Sun Kil Moons neues Album heißt "This is my Dinner". Der Exzentriker hat zwischen vielen sperrigen Nummern den Theme-Song der US-Serie "Partridge Family" eingespielt. Und widmet dem im Vorjahr verstorbenen Hauptdarsteller David Cassidy einen eigenen, berührenden Track über tote Künstler. (leider ohne Video).
Der begnadete Grantscherm Morrissey bringt einen Deluxe-Reissue seines Vorjahres-Album "Low in High School" heraus. Neu darauf: dieses hübsche Pretenders-Cover.
Marianne Faithfull hat auch noch einmal ein Album am Start. "Negative Capability" fasziniert mit melancholischen Songs wie "The Gypsy Farie Queen", den Nick Cave mitgeschrieben hat. Was man spätestens im Refrain sehr deutlich hört (nicht nur weil er mitsingt).