Wer sieben Sprachen fließend spricht, darunter auch Deutsch, muss ja was von Vielstimmigkeit verstehen. Keine schlechte Voraussetzung jedenfalls für einen Dirigenten. Seine musikalische Eloquenz darf Vassilis Christopoulos ab August 2023 auch in Graz unter Beweis stellen. Der Grieche setzte sich unter fünf Kandidaten durch und wird ab Herbst mit der beginnenden Intendanz von Ulrich Lenz der Chefdirigent der Oper.
„Ich bin überglücklich“, sagte der 47-Jährige, als er am Donnerstag (22. Dezember) im Spiegelfoyer präsentiert wurde. Die „Liebe auf den ersten Blick“, die Lenz ihm und den Philharmonikern attestierte, bestätigte Christopoulos. Gleich in der ersten Probe für die von Beate Vollack choreografierte Ballettproduktion zu Hans Werner Henzes „Undine“ im März habe er eine besondere Verbindung gespürt und war „sehr begeistert von der Offenheit, Neugier, Virtuosität und Spielfreude des Orchesters“.
Ende November war die Harmonie im Graben auch in „Madame Butterfly“ zu spüren, als Christopoulos – quasi Teil seines „Bewerbungsgesprächs“ – ohne Vorbereitung eine Vorstellung der Puccini-Oper übernahm und dabei imponierte.
„Wir lieben es halt theatralisch hier“, sagte der designierte Intendant Lenz und ließ seinen künftig wichtigsten Partner im Haus vor laufender ORF-Kamera den vorerst dreijährigen Vertrag unterschreiben. Dann verriet Christopoulos seine Vorlieben. Speziell verbunden fühle er sich Richard Strauss, schätze die „Frau ohne Schatten“ und speziell „Elektra“, mit der er 2017 die neue Spielstätte der Griechischen Nationaloper eröffnet hatte. Verdi zähle er ebenfalls zu den „Operngöttern“. Zudem habe er sich hin ins schwere Fach entwickelt, „Wozzeck“ von Alban Berg oder „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dmitri Schostakowitsch seien Beispiele. Und er mache gern „spannende Entdeckungen im Zeitgenössischen, auch am Musiktheater“.
Michael Tschida