Wie viele Reize können unsere Sinne gleichzeitig verarbeiten? Das Temperamentsbündel Rolando Villazón traut uns diesbezüglich viel zu. Über drei Stunden lang zieht er alle Register seiner komödiantischen Fantasie. Neben der Geschichte vom Mündel, das ein Graf aus dem häuslichen Käfig ihres Vormunds befreit, erzählt er noch ein bisschen Stummfilmgeschichte und stellt uns einen überdrehten Verwandlungskünstler als stummen Erzähler zur Seite. Auch Frankensteins Monster und Dracula schauen vorbei. Das provoziert Lacher, tut Rossinis Meisterwerk aber nicht immer gut.
Schon die von Gianluca Capuano und „Les Musiciens du Prince – Monaco“ fein nuancierte Ouvertüre erschlägt die Regie mit Bildern, die uns in die Parallelgeschichte einführen sollen. Der Verwandlungskünstler Arturo Brachetti, Mitarbeiter eines Filmstudios, verehrt die Stummfilmdiva Cecilia Bartoli und wird sie den ganzen Abend, dessen Protagonisten zwischen der durchlässigen Leinwand und der Bühne pendeln, nicht aus den Augen lassen. Auch der Studioboss hat seinen Auftritt, Frankensteins Monster, Graf Dracula und reichlich Film-Statisterie in grotesken Kostümen.