Der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, kritisiert einen möglichen Auftritt des griechisch-russischen Stardirigenten Teodor Currentzis mit seinem Orchester MusicAeterna bei den Salzburger Festspielen scharf. Angesichts des Ukraine-Kriegs wäre es "ein sehr inhumanes Signal", wenn Russland eine solche Bühne bekommen würde, meinte er in einem Interview mit der "Kronen Zeitung". Die Verantwortlichen würden Gefahr laufen, ihre Selbstachtung zu verlieren.
Das in St. Petersburg beheimatete Orchester von Currentzis wird von der teilstaatlichen, kremlnahen VTB Bank finanziert, die seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine mit Sanktionen belegt ist. Currentzis äußerte sich bisher nicht zu den Kriegshandlungen, wollte jedoch vor kurzem ein Benefizkonzert im Wiener Konzerthaus zugunsten notleidender Menschen in der Ukraine geben. Es wurde letztlich abgesagt, nachdem sich kritische Stimmen gehäuft hatten - darunter auch der ukrainische Botschafter, der darum bat, bei Benefizkonzerten zugunsten der Ukraine von der Involvierung russischer Künstlerinnen und Künstler abzusehen.
Dass Kunst und Kultur unpolitisch seien, sieht Chymynez in dem Interview nicht gegeben. Der russische Präsident Wladimir Putin verstehe es, Kunst "sehr clever für seine Zwecke zu instrumentalisieren". Durch Currentzis' Schweigen sei "ganz klar, dass er das alles auch duldet. Es zeigt, dass er ein Teil von diesem ganzen System ist", meinte der Botschafter. "Wenn die Salzburger Festspiele nicht bereit sind, das zu verstehen, weil hier vielleicht nur wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen, dann laufen die Verantwortlichen dieser Institution Gefahr, ihre Selbstachtung zu verlieren."
Der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, meinte in einer ersten Reaktion auf das Interview zur APA, dass er nicht "reagieren, sondern agieren will". Dies werde er auch zu gegebenem Zeitpunkt tun. Bereits Mitte März ließ Hinterhäuser die Frage offen, ob das Projekt mit MusicAeterna heuer in Salzburg stattfinden wird. "Das ist eine der komplexeren Fragen, denen wir uns im Moment zu stellen haben", so der Intendant damals. Man werde sich "sehr aufrichtig damit beschäftigen" und müsse auch sehen, wie sich Currentzis selber in dieser Sache verhalten werde.