Das Leading-Team hatte in Linz in den vergangenen Jahren bereits vier Mozart-Opern inszeniert. Der Jubel und die erwartbaren Standing Ovations galten vor allem der musikalischen Seite. Bereits mit der Ouvertüre zeigte Markus Poschner seine fraglose Kompetenz auch für Mozart - mit strahlendem Gesicht und animierender Gestik für die Damen und Herren des Bruckner Orchesters Linz, die ihrerseits ihre fachliche Qualität von Beginn an unter Beweis stellten. Bereits der erste Applaus hatte frenetische Qualität. Poschner versteht es auch, die Solistinnen und Solisten begleitend und verstärkend zu besonderen Leistungen zu führen. Alle Partien konnten durch Ensemblemitglieder zufriedenstellend bis hervorragend besetzt werden.
Über außerordentliche Leistungen durfte man sich dabei bei den Damen freuen: Erica Eloff war eine stimmlich sensible und auch dramatisch beeindruckende Gräfin Almaviva. Ihre Arie im dritten Akt der Oper ("Dove sono i bei momenti") war der stimmliche Höhepunkt des Abends. Auch gesanglich kaum zurück blieb Fenja Lukas als quirlig agierende Susanna. Markus Achrainer als Graf Almaviva (er hat diese Partie bereits 2009 bei der letzten Linzer Inszenierung gesungen) punktete diesmal vor allem durch perfektes komödiantisches Spiel. Als Figaro fügte sich ein wenig zurückhaltend Adam Kim in das von den Damen arrangierte turbulente Geschehen. Anna Alas i Jové bot als hin und her gerissener Cherubino eine weitere erfreuliche Leistung. Gotho Griesmeier (Marcellina), Michael Wagner (als stimmlich und darstellerisch brillanter Bartolo), Matthäus Schmidlechner (als komödiantisches Naturtalent in den Partien des Basilio und Don Curzio) sowie Etelka Sellei (Barbarina) und Tomaz Kovacic (Antonio) komplettierten die erfreuliche Ensembleleistung. Der Chor des Landestheaters Linz entledigte sich bewährt seiner Aufgaben. Im hochgestellten Orchestergraben herrschte Melodienklang der Extraklasse, angereichert auch durch humoristische Beiträge der Rezitative.
Regisseur De Carpentris betonte im ersten und zweiten Akt der "Commedia" das Komödiantische bis an die Grenzen zum Klamauk. Dann aber rückten die sich anbahnenden gesellschaftlichen Umstürze bis zum Ausbruch der Revolution in den Vordergrund. Im Volk mehrten sich die Jakobiner Mützen, demonstrativ in die Höhe gehaltene Tafeln mit Parolen in oberösterreichischem Dialekt stellten einen Bezug zur Gegenwart her und eine während des finalen Ensembles im Bühnenhintergrund vorbei gezogene Guillotine machte etwas dick aufgetragen deutlich, wohin die gesellschaftliche Entwicklung hinführen wird. Zifferblätter und Uhrwerke verdeutlichten als eindrucksvolles Bühnenbild ihrerseits, wohin sich die Zeiten entwickeln würden. Die zeitlosen, fantasievollen und auch aufwendigen Kostüme der Solisten machten ebenfalls klar, dass die Perückenzeit zu Ende geht.