Jerusalem war sein Studienort. Jerusalem wurde sein Lieblingsort. Ihm zu Ehren ließ Mordechai Rodgold, Israelischer Botschafter in Wien,"in Erinnerung und Freundschaft" drei Bäume pflanzen in den Wäldern der „Heiligen Stadt“.
Wolfgang Sotill verstarb heuer im März mit 64 Jahren viel zu früh. Der Theologe, Buchautor, Reiseleiter, Bauer und Journalist – jahrzehntelang auch für die Kleine Zeitung – kommt nun zu einer weiteren Ehre. Beim Festival „Sounding Jerusalem“, das coronabedingt zum zweiten Mal in Graz stattfindet, ist ihm einer der beiden Abende im Minoritensaal gewidmet.
Cellist und Impresario Erich Oskar Huetter hatte mit Sotill immer wieder über gemeinsame Ideen für das Festival gesprochen. Zu Realisierungen kam es leider nicht mehr. Israel-Experte Sotill hätte bestimmt viel Tiefgängiges beizutragen gehabt zum Konzept von „Sounding Jerusalem“, das Huetter 2006 nicht bloß als Kammerkonzert-Reihe auf historischem Boden gegründet hat, „sondern als ein Festival für alle Menschen in der Region – unabhängig von ihrer religiösen, sozialen und kulturellen Zugehörigkeit“, wie er sein „Herzensprojekt“ stets charakterisiert.
„Im Herzschlag Jerusalems“ wird mit Bachs „Goldberg-Variationen“ für Streichtrio eröffnet, danach folgen Streifzüge mit westlichen und orientalischen Instrumenten durch die vier Altstadt-Viertel, Visuals, Schattentanz, Originalgeräusche von Gassen und Plätzen, und sogar Wolfgang Sotill selbst wird man hören – in seinen ehemaligen Radiobeiträgen für den Sender Ö 1.
Für das Publikum in Jerusalem zeichnet man das Konzert auf und plant zudem ein digitales Format: „Ein Live-Talk von mir zu Hause in Rein aus, mit den auftretenden Künstlerinnen und Künstlern und mit Wolfgang Sotills Sohn Elias. Es geht dabei nicht nur um unser Festival, es geht auch um die Faszination Jerusalem“, sagt Erich Oskar Huetter. Der 48-Jährige wird am zweiten Abend übrigens mit dem Gitarristen Armin Egger die stillen Seiten von Jerusalem beleuchten und dazu die pressfrische Duo-CD „L’Heure Exquise“ präsentieren.
"Sounding Jerusalem": 18./19. 12., 20 Uhr, Minoritensaal Graz. Karten: Tel. 0660 66 32 660, soundingjerusalem.com
Michael Tschida