Christof Ressi arbeitet an der Schnittstelle verschiedener Musikrichtungen: von Jazz über Rock und Pop bis hin zu Klassik und elektronischer Musik. Wenn der 32-Jährige komponiert, interessiert ihn vor allem die Metaebene: „Das Komponieren über Musik. Dabei geht es mir um Klangfarben oder Harmonik“, sagt Ressi, der in Hermagor aufwuchs und seit zwölf Jahren in Graz lebt.
Ressi gewann schon 2017 das Andrzej-Dobrowolksi-Kompositionsstipendium des Landes Steiermark und 2020 war er einer der beiden Preisträger des 8. internationalen Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerbs. Dass er heuer auch den „Erste Bank Kompositionspreis“ zugesprochen bekam, überraschte ihn völlig: „Ich freue mich total, das ist auch eine super Chance für mich.“ Mit dem Preis sind die Uraufführung eines Werks und die Produktion einer CD verbunden (siehe auch Kasten).
Ersteres fällt nun ins Wasser, denn Ressis „short stories“ hätten am Mittwoch, 23. November, beim Festival Wien Modern im Mozartsaal des Konzerthauses vom Klangforum Wien unter Tim Anderson erzählt werden sollen, das Konzert mit noch zwei anderen Werken im Programm musste nun aber wegen der Pandemie verschoben werden: „Es ist für Mai oder Juni 2022 geplant.“
„Short stories“ ist eine 35-minütige Komposition, die sich der „Ästhetik des surrealistischen Films verpflichtet fühlt, insbesondere dem Werk von Luis Buñuel“, erklärt Ressi. Das bedeutet, dass es szenisch, traumhaft, nicht sofort lesbar ist. „Ähnlich wie beim Film ist das Endresultat nur eine von vielen möglichen Anordnungen desselben Ausgangsmaterials“, beschreibt Ressi seine Komposition, in der er Filmtechniken wie Schnitt, Überblendung, Zoom oder Totale in die Musik übersetzt hat.
Nach der Schule in Hermagor, nach Unterricht an Cello, Klavier und E-Gitarre an der dortigen Musikschule studierte Ressi Komposition und Computermusik in Graz. Die Faszination für elektronische Musik geht bis in seine Kindheit zurück: „Schon in der Mittelschule habe ich mit dem Programmieren begonnen.“ Das geht so weit, dass eigene Algorithmen geschrieben werden, die Noten erzeugen.
Ressi ist ein besonders vielseitiger Musiker, der auch die Popkultur als Bereicherung seiner Arbeit sieht: „Geschichten zu erzählen, hat mich immer mehr interessiert, als absolute Musik zu schreiben, die frei ist vom historischen Ballast. Ich spiele lieber mit dem, was der Müllhaufen der Geschichte anbietet.“ Und so ist auch „short stories“ zu verstehen – eine Ansammlung von Geschichten, die das Leben schreibt.
Sein eigenes Leben ist voriges Jahr durch Tochter Elina bereichert worden: „Daher bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Dinge außer Kind betreuen und Komponieren.“