Einen Tick zu früh kam das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker heuer für die neue alte Normalität: Ob der noch geltenden Corona-Beschränkungen konnten sich im Schlosspark von Schönbrunn Freitagabend "nur" 3.000 geladene Gäste einfinden. Und dennoch wurde das Klassik-Event dank TV-Übertragung gleichsam das sommerliche Musikfest zum Ausklingen der Corona-Pandemie. Und wer wäre hier ein passenderer Begleiter gewesen als der deutsche Starpianist Igor Levit?
Schließlich hatte sich der 34-Jährige mit seinen Hauskonzerten während der Corona-Zeit zu so etwas wie dem Sprachrohr der Klassik im Lockdown entwickelt. Mit dem Bravourstück der "Rhapsodie über ein Thema von Paganini" von Rachmaninow läutete Levit nun also auch die postcoronale Zeit ein - gemeinsam mit den Philharmonikern unter Daniel Harding.
Das übergreifende Motto lautete dabei leicht melancholisch "Fernweh", was als Klammer für einen breiten thematischen Bogen diente, unter dem Jazziges wie Bernsteins "Westside Story", flirrendes Gesäusel wie Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune" oder ein tänzerisch etwas überbetonter Holst'scher "Jupiter" Platz fanden. Ein Abend für viele Geschmäcker also.
Schließlich setzte sich das Live-Publikum neben der beinahe vollzählig vertretenen politischen Spitze der Republik auch aus Menschen zusammen, die aus dem medizinischen Bereich oder der Pädagogik stammen. Denen wurden neben dem musikalischen Dankeschön auch ein Bühnendekor in Art-dèco-Reminiszenz und eine Lichtorgel geboten, die zu den meistbeschäftigten Instrumenten des Abends gehörte. Der Sommer kann also kommen.