Die Produktion der Oper darf rundum als in höchstem Maße geglückt bezeichnet werden. Live würden die sängerischen Leistungen zu Beifallsstürmen des Publikums führen. Die Inszenierung kann noch bis 8. Mai on demand über das Landestheater Linz abgerufen werden.
Bellinis Vertonung des Romeo und Julia-Schicksals taucht seit einigen Jahrzehnten wieder vermehrt auf den Opernbühnen auf. Grund dafür sind der Melodienreichtum und die dankbaren Aufgaben für die Solisten. In Linz erweisen sich die Sängerinnen der Titelpartien als ausgesprochener Glücksfall. Für beide Damen handelt es sich um Debüts am Landestheater. Die gebürtige Russin Ilona Revolskaja als Giulietta und Anna Alàs i Jové aus Katalonien (Spanien) als Romeo glänzen mit mühelos geführten prächtigen Stimmen, dass es die reinste Freude ist. Dazu verfügen beide jungen Damen über höchst überzeugende Darstellungsqualität. Ein Detail daraus: der intensive Einsatz ihrer Augen, egal ob funkelnd in der Auseinandersetzung, strahlend im höchsten Glück oder ängstlich im tiefsten Leid. Die Großaufnahmen der Kamera unterstreichen die Mimik. Romeo ist glaubwürdig der ungestüm jugendliche Draufgänger, Giulietta das um ihre Liebe kämpfende Mädchen.
Neben den beiden Sängerinnen halten sich respektabel die Linzer Ensemble-Herren: Als Capellio (Oberhaupt der Capuleti) Dominik Nekel, mit klangvollem Bass, Joshua Whitener als heldischer Tebaldo mit strahlender und müheloser Höhe und der verlässliche Michael Wagner als Lorenzo. Für den italienischen Gastdirigenten Enrico Calesso liegt Bellinis Musik sozusagen in der DNA, er führt stilsicher das prächtig musizierende Bruckner Orchester (mit hörenswert gebotenen Soli) und die beiden klangstarken Herrenchöre des Landestheaters.
Um die Inszenierung kümmerte sich Gregor Horres. Der Leiter des oö. Opernstudios in Linz erweist sich in der Personenführung als erfahrener Praktiker. Eine düstere Grundstimmung der Tragödie zeigt die von Elisabeth Pedros zeitlos gestaltete Bühne, wohl wissend, dass es nicht aufs Mobiliar ankommt, sondern auf das richtige Licht für die Personen. Yvonne Forsters Kostüme passen stilistisch zur Zeitlosigkeit der berühmtesten Liebestragödie der Weltliteratur.
(S E R V I C E - "I Capuleti e i Montecchi" (Romeo und Julia), Oper von Vincenco Bellini, Musikalische Leitung: Enrico Calesso, Inszenierung: Gregor Horres, Bühne: Elisabeth Pedross, Kostüme: Yvonne Forster, Video: Jonatan Salgado Romero, Choreografie: Ilja van den Bosch, Dramaturgie: Katharina John, Chorleitung: Elena Pierini, Leitung Extrachor: Martin Zeller. Mit Dominik Nekel (Capellio), Ilona Revolskaja (Giulietta), Anna Alàs i Jové (Romeo), Joshua Whitener (Tebaldo), Michael Wagner (Lorenzo), Bruckner Orchester, Tickets unter )