"Auch wenn die alte Tante Corona der Anlass ist: Das ist ein ganz tolles Projekt“, schwärmt Jörg Rieker, Chefdramaturg der Oper Graz. Die Grazer Philharmoniker sind jedenfalls mit von der Partie, wenn es am morgigen Karfreitag eine höchst ungewöhnliche Besetzung gibt in einem Konzert, das via ORF III und Internet ein „Zeichen der Hoffnung, des Neubeginns und des Miteinanders“ setzen soll, wie Intendantin Nora Schmid sagt.
Joseph Haydns Passionsmusik „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“ samt Vorspiel und Nachspiel wurde auf acht Bundesland-Orchester und das ORF-Radiosymphonieorchester Wien aufgeteilt, die ihren jeweiligen Part in Eigenregie aufnahmen.
Die Grazer Philharmoniker widmeten sich der Sonata IV (Largo): „Mein Gott, mein Gott“. Chefdirigent Roland Kluttig ist „sehr glücklich über diese Idee – auch, weil dadurch ein Werk beleuchtet wird, das in dieser Form ein Schattendasein führt“. Denn die Orchesterversion, die vermutlich am Karfreitag 1787 im spanischen Cádiz uraufgeführt wurde, ist die Originalfassung. „Die Aufgabe, sieben Adagios, wovon jedes gegen zehn Minuten dauern sollte, aufeinanderfolgen zu lassen, ohne den Zuhörer zu ermüden, war keine von den leichtesten“, gestand Haydn. Erst später lieferte er die populäre Bearbeitung für Streichquartett sowie ein Oratorium für Soli, Chor und Orchester.
Diese selten gespielte Urfassung des Haydn-Werkes ist also Karfreitag Früh in ORF III zu hören. Eingespielt an den unterschiedlichsten Platzen: in Salzburg in der Universitätsaula, in Linz im Musiktheater Linz, in den Festspielhäusern St. Pölten und Bregenz, in der Oper Graz, im Stadttheater Klagenfurt, im Haus der Musik Innsbruck, im Wiener Konzerthaus und im Schloss Esterhazy – mit einer Bläserformation des RSO Wien, das als Burgenland-Teilnehmer einsprang.
Joseph Haydn: „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“. Im TV: Karfreitag, 9 Uhr, ORF III. Streaming: 2. 4., 20 Uhr (auf Facebook- und Youtube-Kanälen der teilnehmenden Orchester, dann on demand).