"Happy birthday to you“ ist nicht von Verdi. Vom Staatsopernchor vielstimmig geschmettert, fügte sich der Geburtstagsgruß zum Achtzigsten Plácido Domingos trotzdem harmonisch an „Nabucco“, dessen Aufzeichnung der Unverwüstliche allein rechtfertigte.
Die Rolle könnte nicht besser gewählt sein: Ein alternder König ringt mit Kontrollverlusten aller Art: Nabucco – der italienische Name für den Assyrerherrscher Nebukadnezar, der die Hebräer ins babylonische Exil zwang – geht geläutert und bekehrt aus allen Prüfungen hervor.
Plácido Domingo, der manchmal besorgniserregend über die Bühne schwankt, triumphiert über Schwerkraft und physische Verfallsprozesse. Erstaunlich, wie viel Kraft, Intensität und Innigkeit dieser Mann im hohen Alter über das kaum gebremste Orchester hinweg zu vermitteln vermag.
Aber auch ohne Handicap wäre seine Darstellung des gebrochenen Helden berührend und jedenfalls ein Grund, sich die Aufführung am Sonntag Abend um 20.15 Uhr in ORF III anzusehen. Dass die Staatsoper unter erschwerten Bedingungen aus dem Abend keine Festspielaufführung destillieren konnte, schmälert sein Verdienst nicht.
In der hanebüchenen Inszenierung Günter Krämers, die erstaunlicherweise in 20 Jahren 79 Aufführungen überstand, ohne aus dem Spielplan zu fliegen, konnte der junge Tenorstar des Hauses, Freddie De Tommaso, sein Können nur selten ausspielen. Die beiden Debütanten, Riccardo Zanellato als Zaccaria und Anna Pirozzi als Abigaille hatten ihrem greisen Feind allenfalls die Stimmkraft voraus.
Marco Armiliato, dem wenig Probenzeit gegönnt war, entlockt dem Werk in der sterilen Atmosphäre des leeren Hauses keine Funken. Wie gut, dass Domingo da ist und rettet, was zu retten ist.
"Nabucco" aus der Wiener Staatsoper: ORF III, 24. Jänner, 20.15 Uhr.
Thomas Götz