Simon Rattle wird ab 2023 als frisch designierter Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Nach München wird der 65-Jährige dennoch nicht umziehen. "Berlin ist meine Heimat - so einfach ist das", so Rattle, der von 2002 bis 2018 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker war.Das sei letztlich auch einer der Hauptgründe für ihn gewesen, die seit 2017 bestehende Direktion des London Symphony Orchestra zugunsten der Münchner aufzugeben: "Meine Entscheidung war natürlich musikalisch motiviert - aber selbstredend auch sehr persönlich. [...] Der Brexit und die aktuelle Coronasituation machen das Leben nicht leichter. Aber das war in keiner Weise der Grund."
Neben der Familie - die aus der Mezzosopranistin Magdalena Kozena und den drei Kindern besteht - sei aber selbstredend das BR-Symphonieorchester selbst die Hauptmotivation gewesen, die Nachfolge des verstorbenen Mariss Jansons anzutreten: "Ich habe dieses Orchester vom ersten Moment an geliebt, als ich es das erste Mal dirigiert habe. [...] Was mich hier angezogen hat, ist die außergewöhnliche Neugier und das breite Spektrum, das dieses Orchester abdeckt."
Und eine Auswirkung hat der Brexit dann doch auf das Leben des 1994 von der Queen in den Adelsstand erhobenen Sir Simon Rattle: Der Antrag auf seinen deutschen Pass sei gestellt. Er wolle aber parallel seinen britischen behalten: "Das wäre emotional sonst nicht möglich für mich." Nun dürfe nur niemand den Behörden verraten, dass er auch nach 20 Jahren in Deutschland seine Pressekonferenzen weiterhin auf Englisch abhalte. "Aber sonst müssten Sie sich auf mehr 'Sesamstraßen'-Deutsch einstellen, als Sie gewohnt sind", zeigte sich der Dirigent gewohnt selbstironisch.