1. DAS PROGRAMM

Die Musik konzentriert sich fast ganz auf Walzer, Polkas, Galopps und Märsche der Familie Strauß: Johann Vater, Johann Sohn, Joseph und Eduard. Deren Musik steckt voller Schwung, Lebensfreude und Heiterkeit, ist aber auch von Melancholie und Feinsinn geprägt. Sie ist festlich, aber nicht steif. Diese erlesene Tanzmusik, die fast ganz ohne Trara und Humtata auskommt, ist die ideale Wahl für Neujahr und ist ein weltweit gültiges akustisches Signal für Wiens und Österreichs Kultur und Lebensgefühl.

2. DAS ORCHESTER

Über die Musikergenerationen hinweg hat sich die Musik in die DNS der Wiener Philharmoniker eingespeist. Das Top-Orchester bietet unvergleichlichen Schönklang und Sinn für den doppelten Boden. Es schmachtet mit Stil und sentimentaler Intelligenz.

3. DIE DIRIGENTEN

Für einen Dirigenten ist die Einladung der Wiener Philharmoniker der Ritterschlag. Selbst gestandene Maestros sind von der Aufgabe eingeschüchtert, nur die Elite darf ans Pult. Seit 1939 sind 18 Dirigenten eingeladen worden. Riccardo Muti ist, nach 1993, 1997, 2000, 2004 und 2018, heute bereits zum sechsten Mal dabei. Eine Frau hat das Konzert noch nie geleitet, aber in diesem Jahrzehnt wird es hoffentlich so weit sein.

4. DER SAAL

Der goldene Saal im Wiener Musikverein ist akustisch und optisch unschlagbar. Die kleinteiligen Dekors und gebrochenen Flächen sorgen dafür, dass sich der Schall ideal verteilt. Zwischen den Wiener Philharmonikern und dem Saal besteht seit vielen Jahrzehnten eine fast symbiotische Beziehung. Ihre Klangästhetik ist von diesem Saal mitgeformt worden. Und das Gold und der Blumenschmuck: einfach schön.

5. DAS RITUAL

Es ist der kollektive Weckruf für die zur Hälfte verkaterte Nation. Der ohrenschmeichelnde Einstieg ins Jahr, der für Millionen zum österreichischen Brauchtum des Jahreswechsels gehört wie das mitternächtliche Schlagen der Pummerin. Viele steigen danach zum Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen um. Ein Ritual, das Sicherheit gibt: Es mag zwar ein neues Jahr sein, aber es gibt Kontinuitäten.

6. DAS BALLETT

Dank der TV-Übertragung gehören auch die Einlagen des Staatsballetts einfach dazu. 2021 tanzt man anlässlich des 150. Geburtstags von Adolf Loos auch im Loos-Haus. Die Choreografie stammt von José Carlos Martínez, die Roben von Christian Lacroix.

7. DAS PUBLIKUM

Das Publikum vor Ort ist international: Man merkt, dass das Konzert vor allem in Japan Kultstatus genießt. Die Luft im Musikverein prickelt vor Spannung und Vorfreude. Der Dauerzwist zwischen Saaldienern und Handyfotografen gehört mittlerweile auch dazu. 2021 ist ohnehin alles anders. Livepublikum ist keines erlaubt, dafür werden Menschen aus aller Welt via Netz zugeschaltet, um Applaus spenden zu können.

8. DIE ZUGABEN

Immer gleich, immer gleich gut: die inoffizielle Hymne Österreichs, der „Donauwalzer“, sowie der „Radetzkymarsch“ zum kollektiven Mitklatschen.

9. DIE TV-ÜBERTRAGUNG

Die Stimme von Ernst Grissemann ist unvergessen, Barbara Rett ersetzt sie charmant. Zum 63. Mal überträgt der ORF, heute ab 11.15 Uhr. Als Langschläferservice läuft um 20.15 Uhr eine Wiederholung auf ORF III. Übertragen wird das Konzert übrigens in 100 Länder.

10. DER PAUSENFILM

Auch dieser gehört mittlerweile dazu. 2021 widmet sich der von Felix Breisach gestaltete Film dem 100-Jahr-Jubiläum des jüngsten Bundeslandes, dem Burgenland.