Den Auftakt in der sogenannten Ranch, wo das Festival 1978 aus der Taufe gehoben wurde, machen Donnerstagabend die eher traditionell orientierte Schwing Jazz Band sowie das ziemlich bunt agierende Kollektiv Neon & The Deons. Davor sprach die APA mit Veranstalter Marco Pointner und Intendant Mario Steidl über die Herausforderungen durch Corona, die Unterstützung der Fördergeber sowie die Zukunft des Festivals.
Aufgrund der Coronakrise musste das diesjährige Jazzfestival abgesagt werden, nun kann aber doch noch der "Jazz Saalfelden Weekender" stattfinden. Wie wichtig ist es für Sie, in diesem Sommer damit Präsenz zu zeigen?
Marco Pointner: Nachdem wir am 17. April unser ursprünglich geplantes Festival absagen mussten, starteten wir nach den Lockerungsverordnungen der Bundesregierung Ende Mai wieder ganz von vorne. Die Entscheidung fiel uns nicht schwer. Vor allem, da es auch der Wunsch der Salzburger Landesregierung und des Bundeskanzleramtes war und wir die ohnehin so gebeutelte Kulturszene unterstützen wollten. Ein weiterer Grund war, endlich wieder live performte Musik in Saalfelden-Leogang anzubieten und das bei freiem Eintritt. Abgesehen davon, wäre ein Sommer ganz ohne Jazz für uns ohnehin unvorstellbar gewesen!
Die ganze Kulturbranche steht aufgrund von Covid-19 vor großen Herausforderungen. Wie schwer war es, die deshalb notwendigen Maßnahmen und Ihre Vorstellungen eines gelungenen Festivals unter einen Hut zu bekommen?
Pointner: Wir haben 2019 ja unsere gesamtes Festival komplett umgekrempelt. Letztes Jahr gab es auch schon über 60 Konzerte bei freiem Eintritt. Das Festival lebt ja vor allem von der ungezwungenen Atmosphäre, von einem zum nächsten Konzert gehen zu können und sich dabei mit seinen Freunden eine gute Zeit zu machen. Dies ist in diesem Jahr natürlich etwas schwieriger. Zumal wir eine sehr begrenzte Besucherzahl haben und der Eingang überall nur mit "First Come - First Served"-Prinzip funktioniert. Ist bei einem Konzert also das Personenlimit erreicht, kommt auch keiner mehr rein.
Das Programm ist gewissermaßen ein Querschnitt der heimischen Pop- und Jazzszene, mit vielen jungen Gesichtern und einer großen Bandbreite. Nach welchen Kriterien wurden die Künstler ausgewählt?
Mario Steidl: In der Programmierung war mir vor allem wichtig, dass wir ein musikalisches Happening für alle machen. Ein Fest, das Zuversicht, Freude und etwas kulturelle Normalität verbreiten soll. Kultur verbindet, und ich denke, dass unsere Gesellschaft im Augenblick einen sehr hohen Bedarf an verbindenden Elementen hat. Es sollte demnach also nicht nur ein Fest für Jazzfans sein, sondern auch einen breiteren Geschmack treffen und auch Menschen, die nicht so im Jazz beheimatet sind, mitnehmen. Aus diesem Grund sind die Bühnen im Nexus und im Park stilistisch mit Jazz und Pop gleichermaßen programmiert. In der Buchbinderei und in der Kirche ist das Programm deutlich im Jazz bzw. der improvisierten Musik angesiedelt, vor allem mit Musikern aus Österreich, allein schon aufgrund der Reisebeschränkungen. Ich denke, wir haben es trotz allem geschafft, die Crème de la crème (oder einen Teil davon) der jungen österreichischen Jazzszene einzuladen und diese auch ein wenig abzubilden.
Ihr Publikum ist üblicherweise auch sehr international besetzt, das Jazzfestival strahlt weit über die Grenzen des Landes hinaus. Wie wird das heuer aussehen? Durch die Registrierungen für die Gratistickets haben Sie ja einen sehr guten Einblick.
Steidl: In diesem Jahr haben wir etwa 70 Prozent an österreichischen Gästen, zudem kommen noch einige Gäste aus Deutschland. Andere Länder wie Niederlande oder Italien haben nur einen sehr geringen Besucheranteil.
Für die Besucher gibt es klare Vorgaben, wie man sich zu verhalten hat - von der Registrierung für die Tagespässe über die Maßnahmen, die dann vor Ort bei den Konzerten getroffen werden. Ist trotz all dieser Vorkehrungen eine gewisse Nervosität dabei?
Pointner: Natürlich, wir haben ja diesbezüglich keinen Erfahrungswert. Aber wir hoffen, dass die Besucher - genauso wie wir - die vorgeschriebenen Maßnahmen bestmöglich einhalten und wir so trotz allem ein schönes Festival haben werden.
Der Termin für das nächste Jazzfestival (19. bis 22. August 2021) steht bereits. Wie zuversichtlich sind Sie, dass im kommenden Jahr wieder etwas Normalität eintritt, was die Konzertbranche betrifft?
Steidl: Das Thema Covid-19 wird uns sicherlich auch im nächsten Jahr beschäftigen, soviel ist klar. Wie intensiv und in welcher Form werden wir dann sehen. Aber wir haben dann zumindest die Erfahrung von 2020, was möglich ist und was nicht.