Axel Kircher darf sich nach dieser styriarte zu Recht Marathonmann nennen. Der Bratschist spielt beim heurigen Festival zwar nicht 42,195 Konzerte, aber dennoch die Hälfte, sagenhafte 21 Mal. Coronabedingt gibt es ja fast jedes Projekt in drei einstündigen Aufführungen um 18, 19.30 und 21 Uhr, ein paar Mal sogar an zwei Tagen hintereinander.
Kircher trat und tritt mit dem styriarte Festspiel-Orchester bei der „Pastorale.Soap“ und bei „Don Giovanni in Nöten“ ebenso auf wie als Kammermusiker in beiden „Schubertiaden“ und im „Geistertrio“. Wie der in Wien lebende Kärntner dies alles stemmt? „Also, bis jetzt lief es für mich überraschend locker, und es ist spannend zu erleben, wie sich Stücke beim dreimaligen Spielen entwickeln“, sagt der 52-Jährige. Für ihn sei es eher eine psychologische als eine körperliche Frage, wie man sich auf solche Anstrengungen einstellt, „aber ein Abenteuer ist es allemal“.
Wie Axel Kircher und sein Bruder Fritz, als Geiger auch fünf Mal im Einsatz, sind alle eingeladenen Künstler nach dem Lockdown froh, bei der styriarte endlich wieder auftreten zu können. Etwa Pierre-Laurent Aimard, der drei Mal Beethovens „Hammerklaviersonate“ meisterte, die längste und schwerste Sonate des Jahresregenten, und nicht wusste, ob er das „überleben“ wird. Hat er, und im euphorisierenden Flow hätte er sich „am liebsten noch ein viertes Mal an den Flügel gesetzt“.
Wie schaut für Mathis Huber die Zwischenbilanz unter den so speziellen Vorzeichen aus? „Man merkt schon, dass sich etliche Ältere einfach nicht zu Veranstaltungen trauen“, gesteht der Intendant. Darum bleiben an den frühen und späten Terminen in der List-Halle trotz Bestuhlung nur für die erlaubten 250 (statt 1200) Zuhörer doch immer wieder Plätze frei. Dabei sind die Sicherheitsvorkehrungen für die „Blockabfertigung“ vorbildlich. Und sogar Adrian Schvarzstein & Jūratė Širvytė vermessen in ihrem improvisierten Satyrspiel im Foyer „gestreng“, ob die Besucher die Abstandsregeln einhalten.
Sieben Projekte stehen noch an. Am Sonntag geht man mit Händels „Feuerwerksmusik“ ins Finale. Hoffentlich im Hof des Schlosses Eggenberg. Denn die styriarte hat trotz aller Widrigkeiten bisher alles im Griff – außer das „Sommer“-Wetter, bei dem selbst der direkte Draht zum Hl. Belcredi wohl nicht mehr helfen würde.
Michael Tschida