Vier Monate vor der Eröffnung durfte die APA einen ersten, imaginären Rundgang durch die Schau machen, geführt von den beiden Kuratoren Margarethe Lasinger und Martin Hochleitner. Geöffnet ist die Ausstellung dann von 25. April bis 31. Oktober im Salzburg Museum-

Berührend die Stücke aus dem Archiv, die extra hervorgeholt wurden und in der Ausstellung zu sehen sein werden: ein Faksimile der handschriftlichen Partitur zu Luigi Nonos "Prometeo" (1993) etwa, Oskar Werners Krone im "Hamlet" 1970, das Modell von Clemens Holzmeisters legendärer Fauststadt in der Felsenreitschule (1930er Jahre) oder ein Telegramm Arturo Toscaninis, in dem er 1938 noch einmal unmissverständlich mitteilt, dass er nach der Machtübernahme der Nazis nicht mehr an den Salzburger Festspielen mitwirkt. Stellvertretend für jedes Jahr darf ein Stück für die Dauer der Ausstellung das Archiv verlassen.

"Wir wollen zeigen, wie dieser Mikrokosmos Festspiele eigentlich diesen Makrokosmos Weltgeschichte im Kleinen widerspiegelt", beschreibt Lasinger, die Chefdramaturgin des Festivals. "Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sich diese Kontinuitäten und Brüche eins zu eins in der Festspielgeschichte ablesen lassen. Und natürlich sind diese 100 Jahre Festspielgeschichte auch 100 Jahre österreichische Kulturgeschichte oder dokumentieren auch die Geschichte der Entwicklung des Österreichischen Rundfunks."

Im Archiv des ORF stießen die Ausstellungsmacher auf eine Fülle an Kleinodien. Verpackt werden diese in einen großen Klangschrank. "Das ist ein Archivschrank, wo man 120 Laden öffnen kann, und je nachdem, welche Lade man zieht, hört man dann etwas", so Museumsdirektor Hochleitner: nicht nur Aufnahmen von Festspielkonzerten, sondern etwa auch einen Jedermann-Ruf oder Ausschnitte aus Interviews. "Das werden ganz vielfältige Klänge sein", verspricht Lasinger.

Doch der ORF ist nicht der einzige Partner der Landesausstellung. Eng kooperiert wird auch mit dem Jüdischen Museum Wien, mit dem ein Raum zum Thema "Brüche" gestaltet wird, stellvertretend für die biografischen Brüche im Leben von jüdischen Künstlern. Als Beispiel wird das Leben Max Reinhardts herausgegriffen. "Anhand seines Lebenslaufs und seines Wirkens hier in Salzburg und später in Amerika wird dieses Thema (NS-Zeit, Anm.) auf eine sehr persönliche, biografische und wohl auch sehr intensive Betrachtungsebene geholt. Es soll sicht- und fühlbar werden, was da passiert ist", beschreibt Lasinger.

Für die Festspiele bedeutete bereits die Tausend-Mark-Sperre 1933 einen großen Umbruch, weil plötzlich Künstler wie Publikum aus Deutschland ausblieben. "Das führte zur Internationalisierung der Salzburger Festspiele. Und gleichzeitig - wenn man sich die Fotos von damals anschaut - haben sich die Künstler alle in der Tracht abbilden lassen. Marlene Dietrich ist extra zum Lanz gelaufen. Also auf der einen Seite die Internationalisierung, auf der anderen Seite diese Inszenierung der heilen Welt, dieser Heimatidylle da in Salzburg. Das war schon durch den Ständestaat durchaus institutionalisiert."

Der Dialog zieht sich wie ein roter Faden durch die Schau. "Wir führen Dialoge mit Institutionen, mit Künstlerinnen und Künstlern, auch mit einem Publikum", kündigt Museumsdirektor und Kurator Martin Hochleitner an. "Da sieht man die Weltbedeutung der Salzburger Festspiele, wenn man die Wiener Philharmoniker fragt, welche Geschichte wollen wir gemeinsam erzählen, oder das Jüdische Museum, das Theatermuseum und das Literaturarchiv. Es ist so toll, was da an Rückmeldungen gekommen ist." Eingeladen wurden auch verschiedene Künstler, sich mit Kostüm, Requisite, mit Klang, mit Architektur und mit Wort zu beschäftigen.