Im Juni des Jahres feierte er sein 10-Jahr-Jubiläum als Generalsekretär. Wobei es genau genommen seine elfte Saison war. Aber zu spät kommt man ja immer rechtzeitig. Und eigentlich egal. „Schon so 2001, 2002 war ich für den Musikverein tätig, für die Sichtung, Aufarbeitung und Digitalisierung des Archivs, und ab 2004 war ich dort angemeldet“, erinnert sich Michael Nemeth.
Wie auch immer: In dem Geschäft ist der Grazer Kulturmanager trotz seiner immer noch jungen Jahre längst ein alter Fuchs. Die Aufgabengebiete für ihn und sein kleines Team seien allerdings mächtig gewachsen – von der Personalentwicklung über Medienarbeit, Marketing und Sponsorbetreuung bis zur Betriebsleistung: „Die Zahl der Konzerte konnten wir in meiner Ära von 35 auf im Schnitt bis zu 60 steigern. Aber man darf dabei nichts überspannen und muss streng mit sich selber sein“.
In der bald anlaufenden Spielzeit 2018/19 sind es 57 Termine, die in den Stefaniensaal und den Kammermusiksaal locken. Wobei: Im Mai geht man fremd, nämlich in den Landhaushof. Der Auftritt dreier Jugendsymphonieorchester aus Laibach, Triest und Graz mit 200 Mitwirkenden dreht sich nicht nur um Beethoven, Verdi & Co, „sondern auch um das Recht auf Kultur und um die kulturelle Teilnahme an der Gesellschaft. Diesen niederschwelligen Zugang wollen wir künftig jedes Jahr einmal ermöglichen“, sagt Nemeth.
„Seid umschlungen, Millionen“, heißt es bei diesem Open-air. Von denen kann der Impresario freilich nur träumen, auch wenn Stadt und Land ihre Subventionen um je zehn Prozent erhöht haben. Von den insgesamt 320.000 Euro geht allein rund ein Drittel als Nettomiete für den Grazer Congress wieder retour. „Aber wir jammern nicht, und unsere wichtigsten Förderer sind ohnehin die Sponsoren und die Besucher, darunter rund 2600 treue Abonnenten – ein jeder von ihnen ist ein Ziegelstein in dem Bauwerk Musikverein, das seit 204 Jahren steht“.
Ein anderes Bauwerk ist Nemeth auch wichtig, nämlich der zentrale Spielort Stefaniensaal, der samt dem Foyer dringend einer Renovierung bedürfe. Von der Steiermärkischen Sparkasse, von Messe Congress und der Stadt Graz spüre man: „Der Wille ist da, aber es geht dabei natürlich um viel Geld.“
Ensembles von Christina Pluhars „L’Arpeggiata“ bis zu den Wiener Philharmonikern, Tastenmeister von Yuja Wang bis Grigory Sokolov, Liedexperten von Elīna Garanča bis Juan Diego Flórez, Kinder- und Familienkonzerte...: Nemeth hat einmal mehr ein erlesenes Programm erstellt, Etliches darunter in Kooperationen. Er unterstreicht aber: „Wir fischen nicht einfach im Pool, die meisten der Projekte in unserem Angebot sind selbst entwickelt.“
Wobei der künstlerische Leiter immer auch auf gute Balance zwischen Stars und Talenten, zwischen Gastspielen und Heimspielen achtet; als Lokalmatadore mit von der Partie sind diesmal etwa der Cellist Friedrich Kleinhapl, Franz Herzog mit seinem Vocalforum oder natürlich – Fixinventar im Musikverein – die Grazer Philharmoniker in ihrer Reihe.
Träume? „Muss man einfach haben“, weiß Nemeth. In der Jubiläumssaison 2014/15 erfüllte er sich einen mit Mahlers „Achter“. Ein weiterer wäre „Seven Gates of Jerusalem“, die oratorienhafte 7. Symphonie von Krzysztof Penderecki. Dessen gigantisches Bekenntniswerk aus 1996 brauche allerdings fünf Solisten, drei Chören und ein Riesenorchester inklusive mit filzbezogenen Fliegenklatschen bearbeitete Tubaphone. „Solche Träume sind halt immer auch eine Frage der Ressourcen“, sagt Michael Nemeth. Und auch wenn nicht alle aufgehen, verspricht er: „Wir drehen das Rad mit nicht enden wollendem Spaß und Eifer weiter“.
Michael Tschida