Er zählt nicht nur zu den österreichischen Musikgrößen von außerordentlicher internationaler Strahlkraft, sondern auch zu den originellsten Vertretern seines Fachs: HK Gruber, Komponist, Dirigent und vieles mehr, wird am 3. Jänner 75 Jahre alt. In ebenso erratischer wie zugänglicher Weise vereint er die Musikgeschichte und -traditionen des 20. Jahrhunderts in sich und seinem Werk.
Grubers Quellen speisen sich ebenso aus der klassischen Tradition wie dem volkstümlichen Liedschaffen. Zeitgenössische Bewegungen haben im Werk des Wieners ebenso Spuren hinterlassen wie die Weimaraner Arbeiten Kurt Weills oder Hanns Eislers. Bar einfacher Einordnungen in stilistische Schulen, reiht HK Gruber chromatische wie diatonische ebenso wie neoklassische Elemente aneinander, gewürzt mit Anklängen an Revue und Pop. Als Kitt dient ihm dabei stets der Humor und der leichte Zugang an schwere Arbeiten.
Mit dieser kompositorischen Mischung und als Dirigent von eigenen sowie von Werken seiner Vorbilder und Zeitgenossen ist er sowohl im klassischen Konzertbetrieb, als auch abseits davon seit vielen Jahren erfolgreich. Hinzu kommen gefeierte Auftritte als Kontrabassist und Hornist, als Schauspieler und als Chansonnier. Mit zwei seiner modernen Klassiker, "Frankenstein!!" und dem Trompetenkonzert "Aerial", ist er in den kommenden Wochen unter anderem im Wiener Konzerthaus als Dirigent, Komponist und Sänger zu hören.
Geboren wurde Heinz Karl Gruber am 3. Jänner 1943 in Wien, wo er mit zehn Jahren Sängerknabe wurde (bis 1957). Anschließend studierte er bis 1963 an der Wiener Musikhochschule Kontrabass, Horn, Elektronik, Filmmusik, Tanz, Zwölftontheorie und Komposition (bei Alfred Uhl, Erwin Ratz und Gottfried von Einem). 1968 gründete er mit Kurt Schwertsik und Otto M. Zykan das Ensemble MOB art & tone ART, in dem er gleichzeitig sang und schauspielerte. Parallel war er bis 1969 Kontrabassist des Tonkünstler-Orchesters und von 1969 bis 1995 Mitglied des ORF Radiosymphonieorchesters. Auch dem Ensemble "die reihe" ist Gruber eng verbunden, was ebenso für das Ensemble Modern und die London Sinfonietta gilt.
Als Komponist katapultierte ihn das 1978 von Simon Rattle uraufgeführte "Frankenstein!! Ein Pandämonium für Chansonnier und Orchester" nach Kinderreimen von H.C. Artmann an die internationale Spitze. Am 22. April wird das Werk in einem Konzert mit dem Wiener KammerOrchester zwei neuen Werken der heute 12-jährigen Kinderkomponistin Alma Deutscher gegenübergestellt.
Erfolg feierte Gruber, der aktiv etwa von Leonard Bernstein gefördert wurde, in den folgenden Jahrzehnten auch mit seinen Streicherkompositionen, darunter zwei für Ernst Kovacic komponierte Violinkonzerte und ein Cellokonzert für Yo-Yo Ma. "Aerial", 1999 für den Trompeter Hakan Hardenberger geschrieben, hat sich mit über 60 Aufführungen zum Klassiker entwickelt - die nächste Aufführung in Wien mit Hardenberger, Gruber und dem RSO findet am 12. Jänner im Konzerthaus statt.
Percussiondiva Evelyn Glennie zählt sein Schlagzeugkonzert "Rough Music" zu ihrem Repertoire, während die Volksoper 1993 Grubers apokalyptische Oper "Gomorra" uraufführte. Seine musikalische Variante von "Gloria von Jaxtberg", der Schweinegeschichte von Rudolf Herfurtner, kam in den 1990ern unter anderem am Münchener Volkstheater und dem Festival Wien Modern zur Aufführung, und als Filmkomponist reüssierte Gruber im Rahmen des Mozartjahres 1991 beim Fernsehfilm "Bring me the head of Amadeus". Beim Wiener Konzerthaus war er 2008/2009 "Artist in Residence". Zu den jüngeren Arbeiten gehört die 2011 uraufgeführte Orchestersuite "Northwind Pictures" sowie ein Schlagzeugkonzert mit dem Titel "into the open..." für Martin Grubinger.
2014 feierte bei den Bregenzer Festspielen seine Horvath-Oper "Geschichten aus dem Wiener Wald" ihre umjubelte Premiere. Gruber machte aus dem bekannten Stück eine Buffo-Oper und begründete dies im APA-Gespräch mit einem Credo, das seinem Werk stark eingeschrieben ist: "Humor ist die ernsteste Sache der Welt". Das Komponieren allerdings, resümierte Gruber damals, könne kaum jemals ein Hauptberuf sein - weil man dabei einfach nicht genug verdiene. Ergo: "Komponisten sind Pfuscher, die nebenberuflich arbeiten".
Auf den Bühnen der Welt ist er auch in seinen anderen Nebenberufen - als Dirigent und Chansonnier - gefragt. Er übernimmt international regelmäßig die Rolle des Chansonniers in "Frankenstein!!" und organisierte mit anderen die Reihe Alternative Vienna, die 1993 vom London Philharmonic Orchestra und dem South Bank Centre veranstaltet wurde. Als Dirigent gastiert Gruber überdies regelmäßig bei führenden Orchestern und hat seit 2010 beim BBC Philharmonic die Funktion eines "Composer/Conductor" inne. Bei den heurigen Salzburger Festspielen wird er sich in den Jubelreigen für seinen Lehrer Gottfried von Einem zu dessen 100. Geburtstag einreihen und dessen Oper "Der Prozess" konzertant dirigieren.
Gruber, der seit seinen Tagen bei den Wiener Sängerknaben den Spitznamen "Nali" trägt, lebt mit seiner Frau, der Textilkünstlerin Franka Lechner, in Wien sowie in Rosenburg im Kamptal. Bereits 1989 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Musik. Seit 2003 ist er auch Träger des Großen Österreichischen Staatspreises, der höchstrangigen Auszeichnung der Republik Österreich, die einmal jährlich einem Künstler für hervorragende Leistungen verliehen wird. 2004 erhielt er das Silberne und heuer das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.