Es gibt wohl keinen, der Chormusik in Österreich so personifiziert wie Erwin Ortner. Der Gründer und Leiter des Arnold Schoenberg Chores, ehemalige Rektor der Wiener Musikuniversität, Namensgeber des "Erwin Ortner Preises für Chorleiter", Hofmusik-Kapellmeister und Dirigent wird am Freitag 70 Jahre alt.

Er wisse nicht, ob er der beste Chorleiter sei, sagte Ortner einmal im APA-Gespräch. "Aber ich will der beste Choraufsteller sein." Denn wenn es darum geht, wie die Sänger in den einzelnen Werken positioniert werden, kommt bei Ortner der Tüftler zum Vorschein. "Diese Choreografie ist mir ein großes persönliches Anliegen" - und das wirkt sich offenbar nicht zu knapp auf die Klangqualität aus. "Sein" Arnold Schoenberg Chor setzte in den fast 50 Jahren seines Bestehens neue Qualitätsmaßstäbe in der österreichischen Musikszene.

Erwin Ortner wurde am 15. Dezember 1947 in Wien geboren, war Mitglied der Wiener Sängerknaben und studierte an der Wiener Musikhochschule, wo er seit 1980 als Professor für Chorleitung unterrichtet und als deren Direktor er von 1996 bis 2002 wirkte. Schon den in späten 1960er-Jahren begann er mit der Gründung seines eigenen Chores, der 1971 schließlich zum Arnold Schoenberg Chor wurde und von Ortner gern als sein "ältestes Kind" bezeichnet wird. Zwischen 1983 bis zu seiner Auflösung 1995 leitete Ortner zusätzlich den ORF-Chor.

Beim Schoenberg Chor, der intensiv etwa von der Zusammenarbeit mit Originalklangmeister Nikolaus Harnoncourt und seinem Concentus Musicus geprägt wurde, aber auch durch seine starke szenische Einbindung in den Opernproduktionen des Theater an der Wien und seinen Einsatz in der Neuen Musik, lässt Ortner auch zunehmend anderen Leitern einen Platz - und tritt selbst verstärkt als Dirigent auf. So leitet er seit 2009 die Hofmusikkapelle und bleibt in dieser Funktion zumindest noch bis 2019 für die Gestaltung der Hochämter in der Hofmusikkapelle verantwortlich, am Pult stand er auch beim ORF Radio-Symhonieorchester (RSO), beim Concentus oder an der Berliner Staatsoper.

Besonders gefragt ist der Spezialist für das Spirituelle allerdings in der Vorweihnachtszeit. Da gestaltet er jedes Jahr einen Abend mit der Lautten Compagney Berlin im Wiener Musikverein - alternierend Bachs "Weihnachtsoratorium" und den "Messias" von Händel. Im Vorjahr holte Ortner sogar zum weihnachtlichen Doppelschlag aus - neben dem Oratorium dirigierte er auch die "Christmas in Vienna"-Gala im Konzerthaus.

Der Wiener, der mit der langjährigen RSO-Konzertmeisterin Annemarie Ortner-Kläring verheiratet ist und einen Sohn und eine Tochter hat, initiierte 1988 zudem den Erwin-Ortner-Fonds, der Impulse für die österreichische Chorszene setzt – durch Förderung von jungen Chorleitern, Kompositionsaufträge und Unterstützung anderer künstlerisch hochwertiger Aktivitäten.

Aus der Steiermark kamen bisher Gertrud Zwicker mit ihrem Projekt „Styria Cantat“ (2008), Musikpädagogin Claudia Kettenbach (1998) und die von Michael Tschida von 1989 bis 1999 geleitete „Reihe vokaler Ereignisse“ ORFEO (1989) in den Genuss. Heuer erhält den mit 3000 Euro dotierten Preis Roger Díaz-Cajamarca. Der Kolumbianer, der in Bogota und Wien studierte, assistiert im Arnold Schoenberg Chor bei Konzerten und Opernproduktionen im In- und Ausland.

Konzerttipp: Händels „Messias“ mit der Lautten Compagney Berlin, dem Arnold Schöenberg Chor und Solisten unter Erwin Ortner. 21. 12., 19 Uhr, Musikverein Wien. Karten: Tel. (01) 505 81 90.
www.asc.at
www.erwin-ortner-fonds.at