Zwischen Landestheater bzw. Bruckner Orchester Linz und dem neuen Brucknerhaus-Chef Dietmar Kerschbaum kracht es gehörig: Man habe das Vertrauen in eine erfolgreiche Zusammenarbeit verloren, teilten Theater und Orchester mit. Hintergrund ist ein Zeitungsartikel, wonach Kerschbaum den Chefdirigenten des Bruckner Orchesters, Markus Poschner, als "drittklassigen Dirigenten" bezeichnet haben soll.

Der bisherige Brucknerhaus-Chef Hans-Joachim Frey übergibt mit Monatsende seine Funktion an Kerschbaum. Wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" in der Vorwoche berichtet hatten, soll sich der Neue bereits im Vorfeld intern unbeliebt gemacht haben. Ihm wird unter anderem befremdlicher Umgang mit Mitarbeitern und Künstlern vorgeworfen. Der 47-jährige Burgenländer, neben seiner Opernkarriere als Tenor seit 2002 auch Intendant des von ihm gegründeten internationalen Festivals jOpera (Jennersdorfer Kultursommer), schwänzte Freys Verabschiedung, wolle angeblich von den meisten in seinem Team nicht persönlich angesprochen werden und habe - darauf beziehen sich Landestheater und Bruckner Orchester - den von Publikum und Kritik mit höchstem Lob bedachten Poschner als "drittklassigen Dirigenten" bezeichnet.

"Mit wachsendem Befremden und Enttäuschung stellt die Leitung des Landestheaters Linz und des Bruckner Orchesters Linz fest, dass die in einem Zeitungsartikel vor einer Woche öffentlich gemachte Herabwürdigung unseres Chefdirigenten Markus Poschner durch den Leiter des Brucknerhauses, Herrn Dietmar Kerschbaum, bis dato von diesem nicht ebenso öffentlich zurückgewiesen wurde. Wir haben das Vertrauen in eine erfolgreiche, von gegenseitigem Respekt getragene Zusammenarbeit verloren", ließen Landestheater-Intendant Hermann Schneider und sein kaufmännischer Vorstandsdirektor Uwe Schmitz-Gielsdorf am Mittwoch via Aussendung wissen.

Der Künstlerische Direktor des Bruckner Orchesters, Heribert Schröder, sieht eine "kulturpolitische Blutgrätsche". "Ein derartiges Verdikt unwidersprochen im öffentlichen Raum stehen zu lassen geschieht mit der Absicht, das Bruckner Orchester Linz und seinen Chefdirigenten Markus Poschner vor aller Augen und Ohren herabzuwürdigen", so Schröder.

Dietmar Kerschbaum hat auf die Vorwürfe des Landestheaters und des Bruckner Orchesters reagiert: "Es war nie meine Intention Herrn Poschner zu beleidigen. Es gibt meinerseits eine große Wertschätzung für ihn, und ich freue mich sehr auf die zukünftige Zusammenarbeit", betonte Kerschbaum in einer schriftlichen Stellungnahme.

"Es ist für mich von großem Interesse, gemeinsam mit dem Bruckner Orchester Linz und Markus Poschner, großartige Konzerte im Brucknerhaus Linz zu gestalten", so Kerschbaum. Er verwies darauf, dass das nächste Brucknerfest noch stärker im Zeichen des Namensgebers stehen werde und er auch daher "die wunderbare Kooperation" mit dem gleichnamigen Orchester und seinem Dirigenten intensivieren und

Markus Poschner, der neue Chzefdirigent des Bruckner Orchesters
Markus Poschner, der neue Chzefdirigent des Bruckner Orchesters © FOTOKERSCHI.AT/KERSCHBAUMMAYR

Die Stellungnahme im Wortlaut:

„Mit wachsendem Befremden und Enttäuschung stellt die Leitung des Landestheaters Linz und des Bruckner Orchesters Linz fest, dass die in einem Zeitungsartikel vor einer Woche öffentlich gemachte Herabwürdigung unseres Chefdirigenten Markus Poschner durch den Leiter des Brucknerhauses, Herrn Dietmar Kerschbaum, bis dato von diesem nicht ebenso öffentlich zurückgewiesen wurde. Wir haben das Vertrauen in eine erfolgreiche, von gegenseitigem Respekt getragene Zusammenarbeit verloren.
Hermann Schneider, Intendant des Landestheaters Linz
Uwe Schmitz-Gielsdorf, Kaufmännischer Vorstandsdirektor

Ein derartiges Verdikt unwidersprochen im öffentlichen Raum stehen zu lassen geschieht mit der Absicht, das Bruckner Orchester Linz und seinen Chefdirigenten Markus Poschner vor aller Augen und Ohren herabzuwürdigen und ist daher nur als kulturpolitische Blutgrätsche zu werten, bei der Verletzungen billigend in Kauf genommen werden. Gerade zum jetzigen Zeitpunkt, da das Bruckner Orchester von Erfolg zu Erfolg eilt, erscheint ein solches Foul Methode zu haben - so etwas Schwerwiegendes wird nicht ohne Grund in den öffentlichen Raum gestellt, denn die Aufbruchsstimmung beim BOL unter seinem neuen „Chef“ ist doch mehr wie offensichtlich und nachgerade mit Händen zu greifen. Mit übler Nachrede einem wichtigen, wenn nicht dem wichtigsten Partner des Brucknerhauses Knüppel zwischen die Beine zu werfen, ist extrem kontraproduktiv, aber davon wird sich das BOL nicht von seinem konstruktiven Kurs abbringen lassen.“

Heribert Schröder, Künstlerischer Direktor des Bruckner Orchesters Linz