Die augenzwinkernde Wiederbelebung des Genres Singspiel ist eine der Nischen, die das Wiener Rabenhof-Theater mit Erfolg besetzt hat. Nach "Häuserl am Oasch" und "Hafen Wien" hat Ernst Molden am Mittwoch den dritten Streich folgen lassen. "Mayerling. Ein Singspiel von Wilderern und Habsburgern" erwies sich bei seiner Uraufführung als handlungsmäßig eher dünn, konnte jedoch musikalisch überzeugen.

Mit Drive und Druck

Der Sound, den Molden mit seiner insgesamt sechsköpfigen, hinter der Bühne platzierten Combo erzeugt, kann sich hören lassen. Er hat Drive und Druck und liefert dem gesangstechnisch mehr bemühten als perfekten Ensemble gute Song-Vorlagen. Dabei punkten vor allem Christoph Krutzler als fülliger Förster ("Der Mond / der Mond / der Mond / der Mond..."), Eva Maria Marold als unbeschuhte Karmelitin und Gerald Votava als wahnsinniger Waidmann Horstl auf der Suche nach dem goldenen Schuss. Manuel Rubey bleibt als untoter Kronprinz Rudolf leichenblass und Michou Friesz hat als weiblicher Polizeimajor viel Druck zu erzeugen, der jedoch ins Leere geht. Der Plot, den Hausherr Thomas Gratzer in einem prächtigen, von Ausstatterin Gudrun Kampl auf die Bühne gestellten Wald in Szene zu setzen hatte, ist dürftig.

Ernst Molden schwankt zwischen Zaubermärchen und Persiflage. "Mayerling" zeigt die Menschen als Suchende - sie sind, getrieben von dunklen wie von hellen Mächten, auf der Pirsch nach dem mächtigen, weißen Hubertushirschen. Es ist eine wilde Jagd, bei der der Wilderer seinerseits von der Polizei gejagt wird. Ernst gemeint ist der etwas mehr als einstündige Abend, der etwas Revueartiges hat, natürlich nicht, aber um wirklich lustvoll aus dem Ruder zu geraten, fehlen ein paar Drehungen an der Schraube. Der Reim "Der Horst ist jetzt im Forst" ist da schon eine der besseren Pointen. Dieser Schuss ging zwar nicht ganz daneben. Wirklich ins Schwarze hat man mit "Mayerling", dem Premierenjubel zum Trotz, dennoch nicht getroffen.