Seit Monaten ziehen die „Klangwesen“ der Salzburger Agentur Rahofer durchs Land und sorgen nicht nur unter Werbepsychologen für Gesprächsstoff. Die skurrilen Sujets mit den kauzigen Figuren Zoxx, Rrrg, Phnu und Nnma sind Teil einer neuen Werbekampagne für das am 24. August beginnende 38. Jazzfestival Saalfelden, die „aus dem heurigen Motto ,Transformation‘ entstanden“ ist und die „uns bis zum 40-jährigen Jubiläum begleiten soll“, wie Intendantenhälfte Mario Steidl (neben Michaela Mayer) zu frohlocken weiß.

Auch sonst gebricht es dem renommierten Festival am Fuße des Steinernen Meeres heuer nicht an Neuigkeiten, vieles davon in Richtung sukzessive Erschließung jüngerer Publikumsschichten. Mit viel Mut für neue Konzepte in einer grundlegend urbanen Klangphilosophie bietet man bei mittlerweile knapp vierzig Konzerten auf neun Bühnen eine stattliche Reihe an Newcomern auf, wovon viele freilich nicht einmal bei der Jazzpolizei aktenkundig sind. Große Namen, Jazzlegenden oder sogenannte Headliner fehlen. So knapp vor dem 40-jährigen Betriebsjubiläum kann sich das Jazzfestival Saalfelden – eines der zwei, drei wichtigsten europäischen Trendsetterfestivals – da längst auf den Vertrauensvorschuss beim Publikum verlassen.

Warum keine großen Namen? „Unser Publikum kommt, um Neues zu entdecken“, und dafür würden große Namen „den finanziellen Spielraum zu sehr einengen“. Entgegen den Usancen ist „der Hauptteil heuer aus der großartigen Szene Europas“, wie Steidl weiters wissen lässt, „und nur zwei Bands kommen aus Amerika.“

Das ist – wie die auffallend vielen Vokalistinnen – doch eine Überraschung. Die prestigeträchtige Eröffnung auf der Hauptbühne im Congress bleibt mit Gerald Preinfalks neunköpfiger „Prine – Zone“ wieder einem österreichischen Projekt vorbehalten. Der virtuose Saxophonist stellt dabei die mit Spannung erwartete griechische Sängerin Savina Yannatou vor. Unter den bemerkenswert vielen norwegischen Musikern darf man auf das Quartett des Saxophonisten Kjetil Møster, das Quintett „The Magical Forest“ der Sängerin Sinikka Langeland und das Quartett „Cortex“ rund um den Trompeter Thomas Johansson besonders neugierig sein. Genauso wie auf das turbulente französische „White Desert Orchestra“ der jungen Pianistin Eve Risser.

Pianistin Eve Risser kommt mit  ihrem turbulenten französischen „White Desert Orchestra“
Pianistin Eve Risser kommt mit ihrem turbulenten französischen „White Desert Orchestra“ © Jazzfestival Saalfelden

Ach ja, die Amerikaner: Da sollte man Steve Lehman (alto sax), einen der Protagonisten der innovativen New Yorker Szene, nicht versäumen, wenn er mit zwei Rappern erstmals auf Hip-Hop-Terrain fremdgeht. Mit dem Nexus+ und der Einsiedelei am Palfen gibt es auch zwei neue Schauplätze in der Bühnenlandschaft des Jazzfestivals.

Unbestritten keine üble Idee sind indes die „spürbar längeren Pausen“ und ein „supergünstiges“ Studentenpaket. Die beliebten Shortcuts im Kunsthaus Nexus sind jedenfalls schon einmal ausverkauft! Freude herrscht auch darüber, dass die Subventionen nicht gekürzt wurden und man wieder mit einem Gesamtbudget von über 600.000 Euro operieren kann.