Nicht so günstig gesonnen war diesmal der Wettergott. Schon das Prelude mit dem aus Mitgliedern der Berliner Philharmoniker bestehenden Brahms Ensemble Berlin musste vom Schlosshof in die Reitschule verlegt werden. Auch das Hauptkonzert fand nicht im Wolkenturm statt, sondern im Auditorium. Das tat dem Jubel allerdings keinen Abbruch.

Mag sein, dass andere Orchester das Brahms-Konzert schroffer konturiert anlegen, kantiger und kontrastvoller. Die Petersburger nehmen durchaus schon den Breitwandsound Tschaikowskis vorweg, ohne an Präzision einzubüßen, und auch Buchbinder ist nicht auf vordergründige Effekte aus, sondern nimmt die Tempobezeichnung des ersten Satzes - "Maestoso" - beim Wort, gestaltet das Adagio in intimer Innigkeit und lässt im abschließenden Rondo ein pianistisches Feuerwerk sprühen. 

Nach der Pause waren die Russen sichtlich und hörbar ganz in ihrem Element. Wunderbar und in aller angemessenen klanglichen Opulenz gelangen die einzelnen Schwanensee-Szenen in ihren spezifischen Charakterisierungen von Czardas über Bolero bis Mazurka. Temirkanov - seit fast drei Jahrzehnten am Pult der Petersburger - kann sich ökonomische Zeichensetzung leisten, seine Musiker folgen ihm penibel auf die kleinste Geste. Für den Applaus gab es als Dank noch Edward Elgars "Salut d'Amour" als seelenvolle Zugabe.