Er ist kurdischer Grazer und Grazer Kurde. Er ist Musiker, Musikethnologe, Komponist, Schelm, Philosoph. Er hat flinke Finger, listige Augen und vor allem ein großes Herz.

Vor ein paar Tagen ging Risgar Koshnaw als Musiktherapeut des Pflegezentrums der Barmherzigen Brüder in Kainbach in Pension. „Der Abschied fiel mir leichter als gedacht“, gesteht der 65-Jährige. Wohl auch darum, weil er als virtuoser Oud-Spieler natürlich im Unruhestand bleibt. Derzeit ist er mit „Scurdia“ auf Tour in Tirol und in der Schweiz. Und am Sonntag greift er wieder zu seiner orientalischen Laute, wenn die 1989 von ihm und dem Pianisten Markus Schirmer gegründete Multikulti-Band zum dritten Mal in den Grazer Schloßberg-Kasematten gastiert.

Schirmer und er steckten kürzlich auf Lanzarote die Köpfe zusammen, um neue Nummern zu konzipieren. Zwischen den „Untergängen“ des Tauch-Aficionados Schirmer und den Gokart-Rennen mit Koshnaws 16-jährigem Sohn fand man Zeit, wieder einige musikalische Überraschungen vorzubereiten, für die „Scurdia“ berühmt ist. Die Truppe, in der derzeit Musiker aus acht Nationen mitspielen, sieht Koshnaw als „Familie“.

Eine andere hat er ja neben der eigentlichen in Graz noch in Erbil. In die Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan im Irak reist er demnächst, „um Freunde, Verwandte und vor allem meine alte Mutter zu sehen, die Sehnsucht nach mir hat – und ich nach ihr“.

Am 25. September will er unbedingt auch beim Referendum dabei sein, mit dem die Kurden im Nordirak nach Unabhängigkeit streben. Saddam Hussein, vor dem Koshnaw – damals schon ein berühmter Komponist in seiner Heimat – 1981 nach Österreich floh, hatte noch Tausende Kurden mit Giftgas vernichtet. „Heute lassen sich meine Landsleute nicht mehr quälen und fühlen ihre Zeit gekommen.“

Koshnaws weitere „Pensionspläne“? Meine Schwester in Neuseeland besuchen, dort eventuell eine neue Existenz aufbauen. Ja, und „Scurdia“? „Bleibt meine Familie, nur die Anreise wäre halt etwas länger.“