Der designierte Direktor der Wiener Staatsoper, Bogdan Roščić, hat den Dirigenten Philippe Jordan als Musikdirektor der Wiener Staatsoper ab 1. September 2020 verpflichtet. Neben der Leitung von Neuproduktionen und Repertoire-Vorstellungen werde er als Direktionsmitglied den gesamten musikalischen Bereich des Hauses leiten und strukturell mitgestalten.
"Für jeden dem Musiktheater verbundenen Musiker ist das Haus am Ring mit seiner unvergleichlichen Tradition und vor allem seinem einzigartigen Orchester eine der spannendsten Aufgaben und auch Herausforderungen, die ihm die Opernwelt bieten kann", wird Jordan, der in den vergangenen Tagen die Eröffnungspremiere "Die Meistersinger" bei den Bayreuther Festspielen sowie ein Wagner-Konzert bei den Bregenzer Festspielen dirigierte, zitiert. "Es war vor allem das engagierte Programm sowie die Persönlichkeit von Bogdan Roščić, die mich nach intensiven Gesprächen und Überlegungen schließlich bewogen haben, vor allem die enormen Möglichkeiten zu sehen und die Aufgabe mit großer Freude zu übernehmen."
Er werde ab dem heutigen Tag in engster Zusammenarbeit mit der designierten Direktion die Zukunft des Hauses vorbereiten, so Jordan. "Unser Hauptanliegen muss das Bemühen um größtmögliche Qualität sein, um den Ansprüchen dieses einzigartigen Hauses gerecht zu werden." Er werde dafür "die entsprechende Präsenz einbringen" und "auch alles daran setzen, die allerbesten meiner Kolleginnen und Kollegen dazu zu bewegen, mit uns an der Wiener Staatsoper zu arbeiten. Dass die weltbesten Sängerinnen und Sänger nicht nur regelmäßig, sondern vordringlich in Wien auftreten sollen, ist für mich ebenso selbstverständlich wie ein Ensemble zu formen und zu pflegen, das entscheidend das Bild der Wiener Staatsoper prägt."
Roščić, dessen Dissertation die Universität Wien nach Plagiatsvorwürfen derzeit einer Prüfung unterzieht, soll am 1. September 2020 von Dominique Meyer die Direktion der Wiener Staatsoper übernehmen. Er betonte, dass für die Sicherung höchster musikalischer Qualität, die "von der Staatsoper wie vielleicht von keinem anderen Haus erwartet" werde, "der volle Einsatz und die umfassende Präsenz eines Musikdirektors wichtig" sei. "Was der Dirigent Jordan zu leisten imstande ist, kann man an der beeindruckenden Entwicklung der Pariser Oper in den letzten Jahren ablesen. Was mir aber ebenso wichtig ist, ist seine Bereitschaft, mein Partner bei der Arbeit am gesamten musikalischen Bereich der Wiener Staatsoper zu sein."
Der Intendant der Wiener Symphoniker, Johannes Neubert, gratulierte Philippe Jordan "aufrichtig und sehr herzlich. Wir wünschen ihm allen erdenklichen Erfolg für diese spannende Aufgabe. Wir verstehen diese Entscheidung auch ein Stück weit als Anerkennung für die zahlreichen künstlerischen Erfolge, die Philippe Jordan in den letzten Jahren gemeinsam mit den Wiener Symphonikern erzielen konnte." Philippe Jordan ist seit der Spielzeit 2014/15 Chefdirigent der Wiener Symphoniker und leitete sie bisher in 130 Konzerten. Allein in der kommenden Saison 2017/18 werden weitere 39 gemeinsame Auftritte hinzukommen, hieß es in einer Aussendung. Dazu zähle ein Bruckner-Schwerpunkt im Musikverein, die Wiederholung eines Beethoven-Zyklus im Wiener Konzerthaus oder Tourneen, die die Symphoniker und Philippe Jordan demnächst nach Japan, Südkorea, Frankreich, Deutschland und in die Schweiz führen werden.
Jordan ist bei den Wiener Symphonikern bis Ende der Saison 2020/21 unter Vertrag, wird seinen Staatsopern-Vertrag jedoch bereits mit Beginn der Saison 2020/21 antreten. Wie man diese Überlagerung zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen könnte, sei derzeit Gegenstand von Gesprächen, hieß es bei den Symphonikern auf Nachfrage der Austria Presse Agentur. Eine Entscheidung darüber werde voraussichtlich im Herbst bekanntgegeben.
Zustimmung zum neuen Musikdirektor kam indes am Montag auch von dessen "neuem Orchester": "Die Wiener Philharmoniker gratulieren Philippe Jordan zur Position des Musikdirektors an der Wiener Staatsoper", teilte der noch amtierende Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer der Austria Presse Agentur mit: "Wir sehen einer künftigen Zusammenarbeit mit Spannung und Offenheit entgegen."