„Schlagloch Nummer Eins … bisschen kaputt der Lada". Dmitri Schostakowitschs „Eine Fahrt durch Moskau" mitten im Stab-Regiment so ans Publikum gewandt zu kommentieren, ist typisch Dirk Kaftan. Genialität und Mehrfachehrung als „Dirigent des Jahres" halten den sympathischen Orchesterboss nicht ab, auf Augenhöhe mit den Musikern, der Sängerschar und dem Publikum zu bleiben. Ein Interview mit Kaftan lesen Sie hier.
Zahlreiche Konzerte, darunter der Spitzen-Neujahrstusch 2017, neue Formate in Brünn und Taiwan, 20 Premieren und vieles mehr binnen sieben Jahren in der Alpenrepublik zeichnen den beliebten Wahlgrazer aus, der nun zu neuen Ufern nach Bonn am Rhein aufbricht.
Beim krönenden Abschiedskonzert zwinkerte Shakespeare, dem das vorige Opernjahr gewidmet war, à la „Was ihr wollt" zu, und es blitzte der Schelm durch, wenn Kaftan nach bombastischer Wagner-Ouverture aus „Der fliegende Holländer“ Hauschefin Nora Schmid beglückwünschte, „nach vier Intendanzen" diejenige zu sein, „die mich überlebt – also im Amt". Neben Martin Fourniers „Singin‘ in the Rain" mit Hechtsprung von der Bühne ins Parterre, Solveigs von Tetiana Miyus ergreifend intoniertes Lied („Peer Gynt“), dem schmetterlingszarten Summchor aus „Madama Butterfly“ und anderen Genüssen erntete Wilfried Zelinka „Bravo" für den taufrischen Österreichischen Musiktheaterpreis als bester Nebendarsteller in „Die Griechische Passion". Mit einer betörenden Mezzo-Arie aus „Samson et Dalila" sagte auch Dshamilja Kaiser Graz Lebewohl.
Herzensanliegen des bei „Wünsch dir was!" von Jubel und Standing Ovations gerührten Dirk Kaftan, dessen Handschrift in bester Erinnerung bleiben wird und der die Grazer Symphoniker zum Klangkörper in einem Guss formte: „Behandeln Sie Ihr Orchester gut!" Wir wünschen gute Reise und ein Wiedersehen in diesem Kulturleben.
Elisabeth Willgruber-Spitz