Die berühmten Geigen des italienischen Geigenbauers Antonio Stradivari haben einen legendären Ruf. Bei einem Blindtest bevorzugten Konzertbesucher allerdings den Klang moderner Geigen - zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Forscher aus den USA und Frankreich am Montag in der US-Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlichten.

Für ihre Untersuchung stellten die Forscher insgesamt zehn Solisten drei Stradivari-Geigen und drei moderne Violinen zur Verfügung. Mit verbundenen Augen spielten die Musiker verdeckt hinter einer Leinwand vor 55 Zuhörern in einer Konzerthalle in Paris und vor 82 Zuhörern in New York. "Unabhängig von der musikalischen Erfahrung bevorzugten die Zuhörer neue gegenüber alten Geigen und empfanden den dargestellten Klang der neuen Violinen besser als den der alten", heißt es in der Studie.

Sowohl die Solisten als auch die Zuhörer seien zudem nicht in der Lage gewesen, "beständig alte und neue Geigen auseinanderzuhalten", schreiben die Forscher. Entgegen der konventionellen Überzeugung könnten Solisten bei Wettbewerben vom Spiel auf modernen Geigen profitieren - vorausgesetzt, dass die Herkunft der Geigen vor den Preisrichtern "abgeschirmt" werde.

Zwei der Mitarbeiter an der Studie legten indes einen möglichen Interessenskonflikt offen. Einer von ihnen arbeitete in der Vergangenheit für einen Geigen- und Bratschenbauer. Der andere war für eine Firma tätig, die Streichinstrumente für Orchester herstellt.

Die Geigen des berühmten italienischen Baumeisters Stradivari aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind Millionen wert. Bereits im Jahr 2014 war eine Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass sechs von zehn Solisten eine moderne Violine gegenüber einer Stradivari bevorzugten.