Berlin hat mit dem ellipsenförmigen Pierre-Boulez-Saal seit Kurzem einen neuen Konzertsaal voller Überraschungen: Die wechselnden Klang- und Sichterlebnisse gehören zum Clou des neuen Konzertsaals, den der amerikanischen Stararchitekt Frank Gehry für das frühere Kulissendepot der Berliner Staatsoper Unter den Linden entworfen hat. Die deutsche Hauptstadt verdankt dieses Haus der guten Beziehung zwischen Berlin und Daniel Barenboim.


Barenboim ist Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper. Der Konzertsaal, der den Namen des französischen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez (1925-2016) trägt, steht nicht allein. Er ist Teil der von Barenboim gegründeten Musikakademie, die Musikstudenten aus der arabischen Welt und Israel zusammenbringt. Außerhalb ihrer von Konflikten gezeichneten Heimat sollen die angehenden Profimusiker sich in Berlin gegenseitig zuhören und von den jeweils anderen lernen. Bis zu 90 Studenten sollen in der Barenboim-Said-Akademie ausgebildet werden und gemeinsam musizieren.


Neben dem holzvertäfelten Konzertsaal mit 680 Plätzen, durch den wie von Geisterhand bewegt Mikrofone und eine Kamera schweben, hat das Gebäude einen modernen Treppenhaus-Einbau bekommen. Auf den Ebenen sind die alten Stahlträger und Türen des Kulissendepots als ein Stück Industriearchitektur geblieben. Namensgeber Boulez hatte traditionelle Konzertsäle gern als "Schuhschachteln" kritisiert und sich eine Aufhebung der Barrieren zwischen Musikern und Publikum gewünscht.


Für die Akustik im "Oval Office" sorgte der Japaner Yasuhisa Toyota, der unter anderem für den Klang der Hamburger Elbphilharmonie verantwortlich zeichnet. Scherzhaft wird der ungewöhnliche neue Saal deshalb bereits "Berlins kleine Elbphilharmonie" genannt. Finanziert wurde der Umbau mit 21,4 Millionen Euro vom Bund, den Rest der Gesamtkosten von 35,1 Millionen Euro steuerten Sponsoren bei. Gehry, der unter anderem das Guggenheim-Museum in Bilbao entwarf, hat seinen Entwurf kostenlos zur Verfügung gestellt.

Stardirigent und Pianist Daniel Barenboim
Stardirigent und Pianist Daniel Barenboim © AP