The Bastard King
Für sein Spielfilmdebüt filmte Owen Pruemm über zehn Jahre lang wilde Tiere in Afrika. Die Bilder der Flora und Fauna verwob er mit einem fiktionalen Narrativ: Ein verstoßenes Löwenjunges wird zum dominanten Anführer mehrerer Rudel. Der gemeinsame Feind: der Mensch und dessen zerstörerische Kraft. Den Text trägt David Oyelowo („Selma“) im Voiceover vor. Das semidokumentarische Experiment der internationalen Koproduktion von Terra Mater geht nicht vollends auf, beeindruckt aber in den stärksten Momenten mit virtuosen Tieraufnahmen, die brachiale Wucht entfalten. (POG) Sonntag, 11 Uhr, KIZ RoyalKino 1

Masking Threshold
„Was immer das ist, es ist kein Tinnitus.“ Geplagt macht sich ein IT-Techniker daran, dem Ursprung der Geräusche in seinem Kopf auf den Grund zu gehen. Die harmlosen Tests seines Gehörs münden in eine blutrünstige Obsession. Regisseur Johannes Grenzfurthner inszeniert diesen Horror-Trip ins Selbst mit einer Makrolinse. Die Ekeleffekte haben so größtmögliche Präzision und Detail. Die rasante Schnittabfolge reiht sich ein in die Sprache der Aufmerksamkeitskultur und Online-Parallelwelten. „Masking Threshold“ ist provokant, spielt mit Verschwörungselementen – und provoziert sein Publikum. (SG)
Samstag, 21 Uhr, Schubertkino 2

Luzifer
Peter Brunners Filme (u. a. „Mein blindes Herz“, „To the Night“) zählen zum Eigenwilligsten und Störrischsten, was das österreichische Kino derzeit zu bieten hat. In „Luzifer“ arbeitet er sich mit monströser Bildgewalt und wuchtigem Sound an Themen wie Umweltzerstörung, digitaler Verschmutzung und Übernahme der Natur durch touristische Profitgier ab. Im Fokus stehen eine Mutter (Susanne Jensen) und ihr Kasper-Hauser-artiger Sohn (Franz Rogowski), die sich abseits der Zivilisation in den Bergen eingerichtet haben und ein einsiedlerisches Leben nach schräg religiösen Ritualen führen. Als Drohnen sich zu den Raubvögeln am Himmel gesellen und die ersten Bäume im Paradies für ein neues Skigebiet weichen müssen, zerbricht das Konstrukt des ursprünglichen Lebens jäh. Radikale Erzählhaltung, sensationell diabolische Performances und eine unter die Haut gehende Story über Macht und Ohnmacht machen „Luzifer“ zur beklemmenden Leinwand-Erfahrung. (JS) Sonntag, 13.30 Uhr, KIZ Royal 2

PARA:DIES
Dokufilmerin Amira begleitet mit der Kamera ein Paar, das aus der Großstadt in die Provinz übersiedelt. Als besonders idyllisch erweist sich die Beziehung zwischen Jasmin und Lee allerdings nicht – und die Lust, die sich nach und nach zwischen den drei Frauen aufbaut, verstärkt die Spannung. In Elena Wolffs fulminantem Spielfilmdebütolle begeistern die schauspielerischen Leistungen, die smarte Dokufiction-Perspektive und spröder Austro-Pop. UB
Samstag, 18 Uhr, Annenhof Kino 6

Beatrix
Die gebürtigen Steirerinnen Lilith Kraxner und Milena Czernovsky studieren in ihrem rätselhaft-anziehenden Langfilmdebüt „Beatrix“ das Prokrastinieren einer jungen Frau in einem abgeschiedenen Haus (großartig: Eva Sommer). In 16-mm-Bildern in 4:3-Format und eigenwilligen Ausschnitten zwischen Speckfalten und Hausstaub beobachtet die statische Kamera ihren Rückzug in die wohlstandsverwahrloste Verweigerung. Die soghafte Charakterstudie lehnt sich originell gegen den allgegenwärtigen Optimierungswahn auf. (JS)
Sonntag, 19.30 Uhr, Annenhof 5

Märzengrund
2017 legte Adrian Goiginer mit „Die beste aller Welten“ einen der eindrucksvollsten Austro-Filme seit langem vor. Vorlage für den „Zweitling“ ist ein Stück des Tiroler Volksautors Felix Mitterer. Bauernsohn Elias soll den Hof übernehmen, doch das überfordert ihn. So geht er als Einsiedler hinauf auf den titelgebenden Märzengrund. In der zweiten Hälfte brilliert Johannes Krisch als alter Mann, während Jakob Mader als junger Elias u. a von Verena Altenberger aus seiner Lebensbahn geworfen wird. Mitten im anderswo wilden Jahr 1967/68 angesiedelt, mit NSU-Prinz-Autos und Roy Black aus der Dose, verhandelt der Film Themen des 19. Jahrhunderts. Goiginger findet einen universellen Zugang zu dieser anachronistischen Vorlage in erhaben-sonnigen Naturbildern. Er hat jedoch damit zu tun, die Kitsch-Gefahr zu bannen, die in Mitterers simpler Geschichte steckt. Die dynamische Leichtigkeit des Debüts blitzt nur selten auf. (MAW)

Der Onkel/The Hawk
Michael Ostrowski und Helmut Köpping zünden wieder ein Gag-Feuerwerk. Doch „Der Onkel/The Hawk“ ist melodramatischer und dunkler als ihr Vorgänger „Hotel Rock’n’Roll“. Erzählt wird, angelehnt an eine Tierparabel, die Geschichte von einem Schlawiner und seiner Emanzipation zum Familienmenschen. Der titelgebende, lange verschollene Onkel (Michael Ostrowski) nistet sich bei der Familie seines Bruders ein (ebenso Ostrowski), der ins Koma fiel. Nichts scheint so, wie es ist. Charmant-durchgeknallte Blödelei mit jeder Menge Perücken, Kalenderhumor, einem Star-Ensemble rund um Anke Engelke, Gerhard Polt, Simon Schwarz, Hilde Dalik und Mechthild Großmann etc. Kann man sich sehr gut anschauen. Am 6. Mai im Kino. Und: Im Herbst erscheint "Der Onkel" auch als Roman von Michael Ostrowski.