Bewertung: ***

Der Oscar für Linda Dowds, Stephanie Ingram und Justin Raleigh in der Kategorie für bestes Make-up und beste Frisuren ist wohl gesetzt: Denn wie diese drei Jessica Chastain in die christliche TV-Predigerin Tammy Faye Bakker verwandeln, ist haarsträubend gut. Der Einstieg in "The Eyes of Tammy Faye" zeigt Chastain, ihrerseits für die beste Hauptrolle nominiert, im Close-up in dragqueenhafter Kriegsbemalung: Der Maskenbilder möchte diese absoften. "Nicht verhandelbar", sagt Bakker über falsche Wimpern und Lidstrich.
Das nun statt im Kino gleich auf Disney+ zu sehende Biopic von Michael Showalter erzählt zunächst die zuckerlrosa Lovestory zweier verwandter Seelen. Tammy Faye und der charismatische Jim (Andrew Garfield) verknallen sich auf dem College ineinander. Beide wollen eine moderne Glaubensrichtung für alle installieren.


Bald mausert sich ihre Bibellehre zum Hit. Die TV-Herde folgt ihnen und die Spendentelefone im Auftrag des Herrn laufen heiß. Tammy Faye mutiert zur evangelikalen Pop-Diva und zur LGBT-Ikone, weil sie sich für Homosexuelle und Aidskranke stark macht. Ihr Lebensstil wird immer verschwenderischer, ihr Umgang miteinander gehässiger. Auch die Neider werden mehr. Als Jim der Vergewaltigung beschuldigt wird und die Entschädigung für die Assistentin aus dem Spendentopf nimmt, ist der Skandal am Kochen.

Ein Foto der Originale: Tammy Faye Bakker und Jim Bakker
Ein Foto der Originale: Tammy Faye Bakker und Jim Bakker © AP


Das fantastisch ausgestattete Biopic verzichtet auf den Begriff Missbrauch, die Rede ist von Untreue, und übertüncht die Anschuldigungen mit viel trockenem Humor und Schminke. Und trotzdem: Chastains Auftritt ist unverschämt unterhaltsam.

Auf Disney+