Die Welten, in denen sich beide bewegen, könnten konträrer nicht sein: Hier die kopflastige, artsy und angeblich weltoffene Kunstwelt und dort die bummvolle Migrantenkneipe, die afrikanische Community mit exotischem Essen, lauten Beats und krummen Geschäften.
Auf den ersten Blick haben der in Frankfurt gestrandete Businessman und Diamantenhändler Joseph (Passi Balende) aus dem Kongo und die Kunstkuratorin Monika (Ursula Strauss) nicht viel gemein. Und doch verknallen sie sich bei einer Razzia hinter einer Mülltonne kauernd ineinander.

Für ihren Debütfilm hat sich Lisa Bierwirth von der Liebesgeschichte ihrer Mutter inspirieren lassen, die mit einem Kongolesen verheiratet ist. Die deutsche Filmemacherin lässt vieles in dieser Lovestory im Unklaren, wie es eben im Wesen der Liebe liegt. Sie entlarvt jedoch rassistische, patriarchale und machtbewusste Denkmuster ganz subtil dort, wo man sie nicht erwartet hätte: in der angeblich so toleranten Kunstszene. Dort erlebt Monika als Frau jene Benachteiligung, der Joseph wegen seiner Hautfarbe ausgesetzt ist. Maren Ade („Toni Erdmann“) fungierte als Produzentin und Ursula Strauss, im Fernsehen seit Jahren omnipräsent, schwärmte einst im Interview mit der Kleinen Zeitung über diese „wunderschön geschriebene Geschichte“ und die Spannung der Örtlichkeiten in dieser Kinorolle.

Für ihr vielschichtiges, verletzliches Spiel erhielt Strauss 2021 den Preis der deutschen Filmkritik, hierzulande schaffte es „Le Prince“ leider nicht auf die große Leinwand. Die gute Nachricht: Nun kann man den fein gezeichneten Arthouse-Film über eine Liebe wider die Konventionen streamen: u. a. im Kino VOD Club. Magenta TV, Kino on Demand, Sky, Apple TV, Amazon.

Großes, beeindruckendes Schauspielkino in zwei verschiedenen Milieus in Frankfurt
Großes, beeindruckendes Schauspielkino in zwei verschiedenen Milieus in Frankfurt © Port Prince