Bewertung: *****

1969 fand im selben Sommer wie Woodstock nur zwei Autostunden entfernt ein weiteres Musikfestival statt, das lange Zeit in Vergessenheit geraten schien. Zwischen Juni und August des Jahres versammelten sich beim Harlem Cultural Festival Hunderttausende Menschen, um in einem Park Konzerten von afroamerikanischen Musikerinnen und Musikern beizuwohnen. Mit dabei waren Soul- und R&B-Größen wie B. B King, Nina Simone oder Stevie Wonder. Als Ordner waren Mitglieder der Black Panther im Einsatz. Das mehrtägige Festival symbolisierte eine Aufbruchsstimmung, die dem vornehmlich schwarzen Publikum in unsicheren Zeiten Hoffnung auf eine baldige kulturelle Revolution bot.

Nicht umsonst wurde es des Öfteren auch als "Black Woodstock" bezeichnet. Im Gegensatz zum großen Get-together der Hippiebewegung wurde dem Harlem Cultural Festival medial doch kaum Beachtung geschenkt. Das damals gefilmte Material wurde nie veröffentlicht und versauerte über Jahrzehnte in Kellerarchiven – bis heute.

Amir Khalib Thompson alias Questlove, bekannt als Drummer der Hip-Hop-Band The Roots, nahm sich für sein Regiedebüt der Aufgabe an, die damaligen Videoaufnahmen zu restaurieren und dem breiten Publikum nicht mehr länger vorzuenthalten. Begleitet wird das faszinierende Rohmaterial des Konzerts von Interviews mit Anwesenden und Berichten über gesellschaftspolitische Umbrüche der späten Sechziger. Ein mitreißendes und enorm wichtiges Zeitdokument – bei den Oscars als Beste Dokumentation nominiert.

Radikaler Auftritt von Nina Simone
Radikaler Auftritt von Nina Simone © Disney

Zur Einbegleitung der Oscar-Gala am 27. März ist der Dokumentarfilm "Summer of Soul" nun in einigen steirischen Kinos zu sehen – u. a. im Filmzentrum im Rechbauerkino am 19. und 20. März sowie im Grazer KizRoyalKino am 20. und 22. März.