Parallele Mütter

Eine ausführliche Kritik zu unserem aktuellen Film der Woche, Pedro Almodóvars Drama "Parallele Mütter", lesen Sie hier.

Eva-Maria

Eva-Maria ist eine berufstätige junge Frau in Innsbruck mit einem Kinderwunsch. Lukas Ladner ist Filmemacher und porträtiert sie auf ihrem Weg. Doch er ist zugleich auch einer ihrer persönlichen Assistenten. Denn die Mutter-in-spe ist auf Grund von spastischer Zerebralparese Rollstuhlfahrerin. Das ist jedoch nicht der Hauptfokus des Films und hindert Eva-Maria nicht daran, ihren Plan einer Schwangerschaft mittels Samenspende umzusetzen. Medizin und Bürokratie spielen dabei eine Nebenrolle, ebenso wie der Filmemacher. Lukas Ladner begleitet sie, vor und hinter der Kamera, ohne sich dabei selbst in den Vordergrund zu spielen. Er drehte den Film zu „95% als One-Man-Band“, neben seiner Assistenz-Arbeit. Das ermöglicht persönliche Gespräche und eine sensible Begleitung über mehrere Jahre, abseits eines distanzierten Dokumentar-Purismus, der nur stumm draufhält. Die 94-minütige Doku feierte ihre Premiere vergangenes Jahr beim Dok-Fest München und gewann bei der Diagonale den Jugenjurypreis. Marian Wilhelm
Bewertung: ****

Küss Mich, Mistkerl!

Eine Hassliebe am Arbeitsplatz -  so lautet die Kurzfassung der Romantikkomödie mit dem unsäglichen deutschen Titel “Küss mich, Mistkerl!”. Der Film heißt im Original “The Hating Game” und ist gar nicht so unsäglich-unangenehm. Das titelgebende Spiel ist ein erbittertes Duell zweier ungleicher Verlagsmenschen, mit weitläufigen Anklängen am RomCom-Meisterwerk “You’ve Got Mail - Email für Dich”. Bücherwurm und Erzählerin Lucy (Lucy Hale) und Joshua, der fesche Manager im feinen Anzug (Austin Stowell). Beide wollen die Karriereleiter hinauf. Statt eines wortreichen Duells um Bücher im Screwball-Comedy-Stil gibt’s dann aber nur jugendfreie, emotionale Spielchen.

Als Buchverfilmung eines leichten Bahnhofsromans von Sally Thorne macht Regisseur Peter Hutchings in seiner 102-minütigen Wegwerf-Romanze wenig falsch und genausowenig spannend, reduziert auf das absolute Minimum, mit zwei soliden Darstellenden, aber ohne eine interessante Idee drumherum. Marian Wilhelm
Bewertung: **

Jackass Forever

Ende der 1990er schloss sich eine Gruppe aus Stuntprofis und Skateboardern zusammen, um ihre körperlichen Grenzen (und die des guten Geschmacks) auszutesten. Was als verpönte MTV-Show begann, gilt heute als nicht wegzudenkender Teil moderner Popkultur. Die „Jackass“-Reihe versprühte aller Blödeleien zum Trotz stets einen authentischen, anarchischen Charme. Eine Welt ohne Regeln, in der Körperverrenkungen und Fäkal-Experimente an der Tagesordnung stehen. Als würde man die physische Comedy eines Buster Keaton, die Unberechenbarkeit von Monty Python und den pubertären Schockhumor von Tom Green miteinander kreuzen.

20 Jahre nach dem ersten Kinofilm stürzen sich Johnny Knoxville und Co. einmal mehr in eine Aneinanderreihung waghalsiger Stunts und Streiche. Die wilden Jugendtage sind zwar längst vorbei, doch der Mut zum Verrückten und ein ehrliches Gefühl von Kameradschaft zeichnen die Chaos-Crew weiterhin aus. Nonsens-Unterhaltung vom Feinsten.
Christian Pogatetz
Bewertung: ****

Soldat Ahmet

Als Sohn türkischer Einwanderer war Ahmet im Laufe seines Lebens oft Vorurteilen ausgesetzt. Inzwischen ist der 30-Jährige beim österreichischen Bundesheer im Einsatz und hat sich ein zweites Standbein als Boxer aufgebaut. Nun möchte sich der vielseitige Soldat einen Traum erfüllen, der auf den ersten Blick gar nicht zu dessen maskulinem Äußeren passt: die Schauspielerei.

In ,,Endstation Sehnsucht“ soll er die männliche Hauptrolle übernehmen. Doch Ahmet fällt es schwer, auf Kommando zu weinen. Ein nach außen hin knallharter Kerl soll Zugang zu seinen Gefühlen finden. Die erzwungene Abgebrühtheit der Kaserne trifft auf die Verletzlichkeit der Bühne. Haneke-Schüler Jannis Lenz skizziert in seiner Doku die Odyssee des Protagonisten mit prägnanten Alltagsbeobachtungen und bricht mit gängigen Klischees von Männlichkeit. Faszinierendes Porträt - ausdrucksstark gefilmt. Christian Pogatetz
Bewertung: ****