SARGNAGEL - DER FILM
Bewertung: ***
Von roter Baskenmütze bis zum Café Weidinger am Wiener Gürtel: „Sargnagel – Der Film“ huldigt die Autorin („Dicht“), Cartoonistin und vielfach angefeindete Figur Stefanie Sargnagel und präsentiert sich auch nach Vorschrift versifft. Gerhard Ertl und Sabine Hiebler legen das Porträt als Mockumentary an, bei der einerseits ein Film über sie gedreht werden soll und andererseits Sargnagel sich selbst spielt. Viel Neues erfährt man nicht, das altbekannte Grindige, die Cameo-Auftritte (Jan Böhmermann, Voodoo Jürgens) und Hilde Dalik in einer köstlichen Doppelrolle unterhalten einen bestens (js). Das Interview mit Stefanie Sargnagel lesen Sie hier.
MARTIN EDEN
Bewertung: ****
„Martin Eden“ ist vom kalifornischen Oakland nach Neapel übersiedelt. Jack London hat den Roman 1909 nach seinem literarischen Durchbruch während einer Segelreise geschrieben. Pietro Marcello hat sich davon für seinen zweiten Spielfilm inspiriert. Es ist eine Künstlerromangeschichte über den Aufstieg eines jungen Matrosen zum Schriftsteller. Vom Willen zum Wissen getrieben, will er seinen proletarischen Wurzeln entkommen und sich für die Tochter aus gutem Hause namens Elena Orsini qualifizieren. Luca Marinelli spielt diesen zunächst getriebenen, später verbitterten Nietzscheanischen Mann mit ordentlich Feuer und gewann dafür in Venedig den Schauspielpreis. Der auf 16mm-Material gedrehte, wunderbar-nostalgische Film würfelt politische Debatten des 20. Jahrhundert zwischen Kollektivismus und Individualismus wild durcheinander und legt sich doch auf kein bestimmtes Jahrzehnt fest. Das verwirrt auf eindrückliche Weise. Kraftvoll-neapolitanisch! (mw)
PROMISING YOUNG WOMAN
Bewertung: *****
Cassie wohnt wieder bei ihren Eltern. Aber die Studienabbrecherin führt ein Doppelleben: Tagsüber jobbt sie in einem Café, nachts geht sie auf die Pirsch. Einmal in Bleistiftrock und High Heels in schicken Bars, einmal als Hipster mit bunten Zöpfchen in abgewrackten Klubs jagt die 30-Jährige wahllos Männer. Emerald Fennells mit einem Drehbuch-Oscar ausgezeichneter Rachethriller ist einer der spannendsten Filme dieses Jahres und die Britin Carey Mulligan spielt groß auf. (js) Hier geht's zur ausführlichen Kritik.
PARFUM DES LEBENS
Bewertung: ***
Scheidung, Sorgerechtsstreit, Job-Probleme – und dann hat Chauffeur Guillaume (Grégory Montel) auch noch Madame Walberg (Emmanuelle Devos) am Hals. Die ehemalige Star-Parfümeurin hat nicht nur einen außergewöhnlichen Geruchssinn, sondern legt auch ein exzentrisches Verhalten an den Tag. Kein Wunder, dass sich die grundverschiedenen Charaktere zunächst nicht riechen können. Erst langsam entwickelt sich zwischen den beiden eine ungewöhnliche Freundschaft von der beide profitieren. Regisseur und Drehbuchautor Grégory Magne erweist sich in seinem zweiten Kinofilm als sensibler Beobachter zwischenmenschlicher Beziehungen. Leider verpuffen die (zu) dezent gesetzten dramaturgischen Duftnoten der Tragikomödie. (jb)
SUPERINTELLIGENCE
Bewertung: ***
Wenn man mit Haushaltsgeräten spricht, ist das ungewöhnlich. Wenn diese schnippische Antworten geben, sollte man sich Sorgen machen. Solche hat Durchschnittsfrau Carol, als sie von einer künstlichen Superintelligenz als Forschungsobjekt ausgewählt wird, die via Handy, Fernseher und Radiowecker mit ihr kommuniziert. Damit nicht genug: Von Carols Verhalten hängt es ab, ob die KI, die Menschheit vernichtet, versklavt oder rettet. Wo Melissa McCarthy drauf steht, sind Slapstick und pointierte Dialoge drinnen: Auch in ihrer vierten Zusammenarbeit („How to Party with Mum“) mit Mann und Regisseur Ben Falcone reizt die Ulknudel Humorgrenzen aus. (jb)