Bewertung: ***

Bevor es vorwärtsgeht, schaut das Marvel Cinematic Universe noch einmal zurück. Denn „Black Widow“, der diese Woche als erster post-pandemischer Marvel-Blockbuster in die Kinos kommt, ist ein Rückblick. Wer die sogenannte Marvel „Infinity Saga“ bis zum vorläufigen „Endgame“ (2019) verfolgte, weiß warum. Nun bekommt also Natasha Romanoff, wie die Black Widow mit bürgerlich-sowjetischem Namen heißt, ihre eigene Original-Story – und die ist, ganz ohne Superkräfte, reichlich actionreich.


Im Film der gefeierten australischen Indie-Regisseurin Cate Shortland („Lore") begegnen wir ihr zunächst als Kind in der idyllischen Vorstadt von Ohio. Nach dem Prolog ist die erwachsene Natasha Romanoff, als Scarlett Johansson, auf der Flucht vor sich selbst und dem „Civil War der Avengers“ (2016). Erst eine gar nicht sanfte Wiederbegegnung mit der kleinen Adoptivschwester aus Sowjet-Zeiten bringt diese Action-Episode in Gang.
Der legendäre „Red Room“ und sein sinistrer Chef Dreykov sollen aufgehalten werden. Dort wurden und werden die schwarzen Witwen schon als Kinder als Elite-Agentinnen gedrillt, mittels Hysterektomie sterilisiert und chemisch willenlos gemacht – eine etwas überdeutliche Metapher auf das Patriarchat, grausam-grauslig personifiziert von Ray Winstone. Außerdem zieht sich die Familie diesmal als Grundthema durch das ansonsten überaus action-reiche Agenten-Abenteuer. Natasha muss sich zwischen Troubles mit ihrer Avengers-Wahlfamilie und ihrer entfremdeten und wiedergefundenen Kindheits-Adoptivfamilie, fragen, was denn Familie ausmacht.


Vater Alexei (David Harbour) vermischt die familiäre Zuneigung mit der Nostalgie für seine beste Zeit als Sowjet-Supersoldat Red Guardian - ein willkommener Comic Relief im ansonsten recht harten Film. Die Mutter Melina (Rachel Weisz) als moralisch undurchsichtigere Wissenschaftlerin kommt etwas zu kurz.


Shooting-Star Florence Pugh spielt als abgebrühte Schwester Yelena Belova einfach nur großartig auf. Nicht von ungefähr läuft in „Black Widow“ mit seinen ganzen Post-Sowjet-Klischees an einer Stelle der James-Bond-Streifen „Moonraker“ (1979) im Fernsehen. Als erste Allein-Regisseurin eines Marvel-Films überhaupt inszeniert Cate Shortland „Black Widow“ als einen durchwegs flotten bis hin zum luftigen Finale angenehm überdimensionierten, wenn auch nicht sehr überraschenden Agentinnen-Actioner. Ab heute im Kino, ab morgen auf Disney+.