QUO VADIS, AIDA?
Bewertung: *****
Jasmila Zbanic gelang mit dem oscarnominierten Politthriller ein Coup: Sie erzählt die letzten Tage und Stunden vor dem Massaker von Screbrenica im Juli 1995 weder als Geschichtslektion noch auf die Tränendrüsen drückendes Drama, sondern als intelligenten Thriller, der die Spannung fühlbar jede Sekunde weiter ankurbelt und viel Salz in die offene Wunde dieses Genozids und der Kriegstraumata streut. Die gebürtige Steirerin Christine A. Maier gießt die monströsen Verbrechen wie in Echtzeit in raue, gewaltige und realistische Bilder. Ein wuchtiger, vielfach preisgekrönter Gedenkfilm (js). Lesen Sie hier eine ausführliche Kritik.
ICH BIN DEIN MENSCH
Bewertung: *****
Tom ist ein echter Traumtyp: er hat exzellente Manieren, keine Scheu vor Komplimenten und immer gute Laune. Tom (Dan Stevens) ist ein sogenannter Partnerschaftsroboter, der ganz auf die Bedürfnisse der smarten, kühlen Anthropologin Alma (Maren Eggert, die dafür bei der Berlinale ausgezeichnet wurder) ausgerichtet ist. Sie wiederum soll als Expertin über die Zulassung solcher Gefährten in Deutschland entscheiden und testet ihn auf Herz und Algorithmen. Maria Schraders („Unorthodox“) bei der Berlinale uraufgeführtes Sci-Fi-Lovestory ist die klügste und bittersüßeste Zustandsanalyse über die Liebe seit Langem. Sind Gefühle programmierbar? Wie viel Eigenleben steckt in Maschinen? Fragen wie diese verhandelt die Regisseurin nonchalant (js).
KINGS OF HOLLYWOOD
Bewertung: **
Dass Robert De Niro kein Garant für gute Filme ist, ist nicht neu. „Kings of Hollywood“ ist eine Allstar-Pensionisten-Komödie, die mit De Niro, Morgan Freeman und Tommy Lee Jones drei Oscar-Preisträger präsentiert. Am wenig glamourösen unteren Ende der 1970er-Filmwelt unterwegs, versucht sich der alternde Produzent Max Barber (De Niro) mit einem mörderischen Versicherungsbetrug vor einem Kredithai (Freeman) zu retten. Dafür holt er sich einen Ex-Star (Jones) aus dem Altersheim, den er mit allerlei Western-Stunts umbringen will. Einige gelungene Schmähs über die Filmwelt und die halbwegs zeitgemäße Rolle einer Regisseurin (Kate Katzman) des geplanten Flops passen. Der Rest: vorhersehbarer Klamauk (mw).
DIE TRÜFFELJÄGER
Bewertung: ***
Wem ihr Geschmack bekannt ist, hat bei der Doku „Die Trüffeljäger“ einen Startvorteil. Alle Beteiligten sind nämlich maßlos begeistert von den kleinen Schätzen, die sie aus dem Waldboden holen. Der finanzielle Wert von 4000 Euro oder mehr für ein Kilo Alba-Trüffel ist dabei nur für die Händler wichtig. Für Aurelio, Carlo, Sergio und Piero, die erfahrenen Jäger im Pensionsalter, ist es eine Leidenschaft, von der sie nicht lassen können. Zusammen mit ihren Hunden durchstreifen sie die Wälder des Piemont und graben bei Tag oder Nacht an geheimen Plätzen. Klimawandel, Hunde-Giftköder und Neid auf ihr Wissen verderben ihnen dabei das bodenständige Naturidyll. Michael Dweck und Gregory Kershaw begleiten sie, teils mit Hundekameras. Ebenso eigenwillig und widerständig wie liebenswert und humorvoll berichten sie vom Leben als Jäger des erdigen Schatzes (mw).
COURAGE
Bewertung: ****
Courage. Der Filmtitel ist Programm: Der aus Belarus stammenden und in Deutschland lebende Aliaksei Paluyan dokumentiert den Mut der Aktivistinnen und Aktivisten, die seit der Wahl im August 2020 gegen den weißrussischen Diktator Alexander Lukaschenko auf die Straße gehen. Im Fokus stehen drei Schauspielende, die von ihrem Alltag am Belarus Free Theatre berichten, von heimlichen Proben und ihrer Zivilcourage. Die Doku macht die Proteste plastisch (js).
BRUNO MANSER - DIE STIMME DES REGENWALDES
Bewertung: ***
Was für eine Abenteurer-Story: In den 1980ern bricht der Schweizer Bruno Manser zu einem der letzten Nomadenvölker Borneos auf. Niklaus Hilbers Biopic skizziert die Geschichte des 2000 verstorbenen Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten mit überwältigenden Naturaufnahmen, aber einer ein bisschen zu anhimmelnden Grundhaltung seines Protagonisten gegenüber. Dennoch:
sehenswert.